Dienstag, 21. Dezember 2010

The Long Way Home

Da ist er also, der letzte Tag in Schweden.
Wie zum Hohn beschehrte mir das Wetter einen letzten glasklaren und wunderschönen, wenn auch saukalten Tag und führte mir gekonnt vor Augen, was ich heute verlassen würde.

Ich habe nie an Heimweh gelitten, das Fernweh hat immer überwogen und mich weggezogen. So bin ich gelinde gesagt leicht verwundert, dass ich mich tatsächlich aufs Heimfahren freue. Ich freue mich, mein altes Leben wieder zu treffen, Freund vor allem, Familie, Mitbewohner, Freunde, gute Musik beim weggehen, studentenfreundliche Alkoholpreise, Nürnberg, ja sogar das heimatliche Kaff, es ist faszinierend.

Trotzdem fahre ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Meine Begeisterung für Schweden hat dieser Aufenthalt nicht gemindert, im Gegenteil - ich habe hier ein halbes Jahr lang Tag für Tag diesselbe Magie und Faszination gespürt wie in all den Urlauben davor.
Ich habe die schwedische Dunkelheit mögen gelernt, die schwedische Melancholie vergebens gesucht, überall dem Klischee widersprechende offene, freundliche und fröhliche Menschen getroffen (wenn man von meinen Mitbewohnerinnen mal absieht) und mich in Uppsala verliebt.

Ich habe gelernt, dass gute Studienbedingungen auch ohne Studiengebühren möglich sind, bin hier weitaus lieber in die Uni gegangen und habe vielleicht sogar meine Motivation wiedergefunden, wer weiß...

Aber jetzt beginnt mal wieder ein neuer Abschnitt, und den werde ich genauso genießen wie das letzte halbe Jahr, denn ich habe mein altes Leben tatsächlich erst verlassen müssen, um es schätzen zu können.

Aber falls es mir in Deutschland mal zuviel werden sollte - ihr wisst ja, wo ihr mich dann findet.

Montag, 6. Dezember 2010

Im Norden nichts neues


Joa, zu berichten gibt es eigentlich nicht besonders viel - es sei denn man interessiert sich für die Beschaffenheit von Schnee und Dunkelheit.
Ich wache jeden morgen in einer Art Wintermärchenwunderland auf, voller verschneiter Bäume, Häuser und Straßen. Jeden Tag schneit es ein bisschen mehr, jeden Tag wird es noch ein bisschen weißer. Die Temperaturen kletterten schon auf bis zu -20 Grad, doch während wir momentan wieder bei tropischen -1 Grad schwitzen, schaut die Sonne meistens gar nicht vorbei, und wenn doch, verabschiedet sie sich spätestens gegen 14 Uhr wieder und weicht einer langsamen Dämmerung. Um 15 Uhr ist es nacht.
Ob ich den Winter deshalb schon satt habe?
Sicherlich nicht - nachdem ich nun endlich herausgefunden habe, wie viele Schichten Klamotten es braucht, um auch bei -20° nicht zu frieren! Der schwedische Winter hat seinen ganz eigenen Charme. Die orangenen Straßenlaternen und das Licht, welches durch die Fenster nach draußen fällt, werden vom Schnee reflektiert und ergeben einen unwirklichen Schein, der sich über die Stadt legt und beinahe etwas gemütliches ausstrahlt. Es ist nicht so finster, wie man denken mag, im Gegenteil wirkt es eher so, als würde alles um einen herum leuchten.

Ob es nun -5 oder -15° hat, macht nicht mehr wirklich einen Unterschied, und man weiß wenigstens, was man zu erwarten hat (auch wenn die schwedische Bahn jedes Jahr aufs Neue vom Winter überrascht wird).
Richtig spannend wird es allerdings, wenn man bei einer zweistelligen Minuszahl versucht, das Auto anzulassen - nachdem man circa dreißig Minuten damit vebracht hat, es aus dem Schnee zu graben...
Auch universitätstechnisch gibt es einen Erfolg zu vermelden: Nachdem ich in Erlangen vier Semester meines Lebens damit verschwendet habe, mehr oder weniger sinnlos arabische Grammatik in mich hineinzuprügeln ohne jemals auch nur die einfachsten Grundlagen mündlichen Sprachgebrauchs zu lernen (dafür aber Wörter wie das Verb für eines gewaltsamen Todes sterben, Sozialökonomie oder Genossenschaft), hatte ich die Hoffnung ja schon aufgegeben.
Doch um meine Studienordnung abzuarbeiten, fehlte mir ein Dialektkurs, welchen ich hier in Uppsala momentan belege. Und, oh Wunder, der Dozent hat in knapp zwei Wochen das vollbracht, woran Erlangen in zwei Jahren gescheitert ist - mir mündlichen arabischen Grundwortschatz beizubringen, der mich befähigt, einen arabischen Gesprächspartner tatsächlich zu verstehen - oder selbst in der Lage zu sein, mündlich Sätze zu bilden. Ich bin selbst immer noch leicht verwundert darüber, dass das so einfach sein kann.
Der Dozent ist übrigens blind...

Eine letzte kuriose Nachricht habe ich noch zu vermelden: Nachdem ich mit knapp dreimonatiger Verspätung endlich mein Bafög bekommen hatte, habe ich brav den Bescheid an die GEZ geschickt, damit diese mich wie die Jahre zuvor auch von den Gebühren befreien können - mit dem Resultat, dass sie jetzt meinen Schwerbehindertenausweis sehen wollen.

Keine weiteren Kommentare...

Sonntag, 14. November 2010

Nykterhetsvännerna bjuder på glöggfylla



Uppsala im November hat etwas unrealistisches.
Die Sonne geht mittlerweile um 15:20 unter, was bei meinen Schlafgewohnheiten dazu führt, dass ich von der hellen Phase meistens nicht sehr viel mitbekomme und dann auf die Stadt treffe, wenn sie kahl, nass und finster vor mir liegt.
Der Mann mit dem Akkordeon, der vor ein paar Wochen in der Fußgängerzone aufgetaucht ist, verwandelt den Ort in ein surreales und verdammt nasskaltes Möchtegern-Paris, wo an allen Ecken bunte Lichter die kahlen Bäume beleuchten. Das Kulturamt von Uppsala möchte nämlich der Winterdepression entgegenwirken, indem über die ganze Stadt Lichtinstallationen in allen Farben verteilt wurden - das ist schon nüchtern ein höchst unwirkliches Erlebnis, man stelle sich das Ganze mal gut angeschwipst vor.

Ansonsten habe ich den Besuch vom Basti genossen, einen Tag im Schneesturm mit der Suche nach dem Migrationsamt verbracht, um mich endlich hier in Schweden anzumelden, die 10 cm Schnee genossen, die leider gerade am abtauen sind und diverse Korridorpartys erlebt. Zu diesem Zweck fährt man am besten nach Flogsta, einem Studentenwohnheim am anderen Ende der Stadt. Gerüchten zufolge soll der Supermarkt dort den größten Umsatz an Alkohol in ganz Schweden machen - und dabei darf dort nur Bier bis zu 3,5 % verkauft werden, alles andere muss man sich im staatlichen Alkoholladen besorgen - zu horrenden Preisen.
Das hält in Flogsta aber keinen ab - dort ist immer irgendwo jemand am feiern. Wenn man richtig Spaß haben will, sucht man sich dazu am besten noch Kölner Austauschstudenten, drückt selbigen einen grünen Borat-Mankini und eine CD mit deutschem Liedgut in die Hand, und schon wird der Abend legendär - also nicht weiter wundern, wenn man vermehrt Schweden begegnet, die mit Begeisterung "Disco Pogo, dingelingeling" grölen.

Und so geht meine Reise weiter, immer auf der Suche nach guter Musik, bezahlbaren Lebensmitteln und weiteren Absurditäten der schwedischen Sprache:
Neben der bereits erwähnten krawallpolis bieten auch die nykterhetsvänner ("Freunde der Nüchternheit") Anlass zum Hochziehen einer Augenbraue, ebenso wie der nach der Stadt Gällivare benannte gällivare-hängare (Bauarbeiterdekolleté). Wer den ganzen Tag im Bett vergammelt hat, kann das beschönigend sovmorgon (Schlafmorgen) nennen und sogar das beabsichtigte Trinken von zuviel Glühwein hat eine eigene Bezeichnung: Glöggfylla.

Mittwoch, 27. Oktober 2010


Es begann damit, dass meine Nation wieder einmal zum Gasque einlud. Diesmal allerdings mit Motto und allgemeiner Verkleidungspflicht. Gemäß der ausgegebenen Parole "The American Dream" kam ich natürlich auf die einzig richtige Idee, besorgte mir Hut, Hawaiihemd und Kippe, sprach mich mit meinem imaginären Anwalt ab und machte mich auf den Weg.



Neben den obligatorischen Cheerleadern, Freiheitsstatuen und Marilyn Monroes war durchaus auch Fantasie im Spiel. Zwei Weißkopfseeadler versuchten trotz Schnabel an ihrem Begrüßungswhiskey zu nippen, Abraham Lincoln mit Heiligenschein verteilte fröhlich Flyer und eine Gruppe von Hinterwäldlern hatte sich eigens einen Wohnwagen gemietet und verbreiteten vor der Nation Assi-Stimmung, während drinnen Barbie, Goldgräber, viele illegale Einwanderer, eine Gruppe von Amish, eine zweiteilige Golden Gate Bridge sowie jede Menge Cowboys, aber keine Indianer ihr Unwesen trieben.


Das Besondere an diesem Gasque war aber nicht nur das Motto, sondern auch die Tatsache, dass aus irgendeinem Grund alles rückwärts stattfand. Das Essen begann also mit der Nachspeise und auch das komplette Programm lief rückwärts ab. Das allein machte den Abend aber noch lange nicht zu etwas besonderem - das lag an den Kostümen. Mein erstes Gasque war auch schon ein Erlebnis gewesen, aber ein stilvoll-würdiges. Dieses hier war wild.

Die Cowboys gaben ihre Zustimmung durch Schüsse kund, die Black-Power-Aktivisten lieferten sich Wortgefechte mit den Hinterwäldlern, die unglücklicherweise am selben Tisch platziert worden waren (neben mir), ein Eishockeyteam war stilecht während des gesamten Abends auf Inline-Skates unterwegs - auch als der Alkoholpegel zunehmend anstieg. In den Pausen lieferten sie sich Hockeyduelle und auf dem Efterfest rollten sie so lange volltrunken über die Tanzfläche, bis alle drei stürzten und es nicht mehr in die horizontale schafften - zu ihrer Verteidigung muss gesagt werden, dass sie es zur Belustigung der Umstehenden ausdauernd versucht haben.
Man stelle sich dazu die andauernde Schnapsliedersingerei vor und kann sich denken, wie faszinierend dieser Abend war!


Am Sonntag dann setzte ich mich in den Zug nach Stockholm, um mich dort an Bord eines Schiffes zu begeben. Student Cruise nannte sich das und klingt weitaus beschönigender als das, was es eigentlich ist: Eine Gelegenheit zum Billigsaufen im teuren Alkoholland Schweden.

Die Fahrt sollte nach Tallinn gehen und war absolut bezahlbar, für mich der eigentliche Grund, mitzufahren. Den meisten anderen ging es in dieser Hinsicht wohl nicht so; möglichst hohe Promillezahl und Kerben im Kabinenklappbettpfosten dürften eher eine Rolle gespielt haben.

Jedenfalls sammelte sich der Großteil der Studenten vor dem schiffeigenen duty-free-shop, noch bevor die Fähre überhaupt abgelegt hatte. Auch ich ließ mich von der Aussicht anstecken, den guten alten Captain 10 Euro billiger als auf dem skandinavischen Festland erstehen zu können und griff zu.
An der Kasse merkte ich, wie bescheiden mein Einkauf war - andere hatten so viele Paletten Bier gekauft, dass sie gleich ein Ziehwägelchen vom Hersteller mitbekamen.
Es dauerte keine Stunde, bis das gesamte Schiff heillos betrunken war und durch die Gänge tobte.


Diese Kreuzfahrt war im Grunde nichts anderes als ein Festival mit Seegang und bedeutend schlechterer Musik. Es gab außerdem genau denselben Effekt, den man auch im Zelt verspürt, wenn die Freundin plötzlich gewisse Bedürfnisse verspürt - Platzmangel. Und so setzte ich mich also gegen vier Uhr morgens, schon wieder halb nüchtern, mit einem Buch auf den Korridor, damit meine Reisebegleiterin es geschätzten 80% der Mitreisenden gleichtun konnte - an diesem Abend waren diejenigen, die keinen Sex hatten, eindeutig in der Minderheit. Das ganze Schiff kam mir vor wie eine einzige Fleischbeschau, ein hier bin ich, nimm mich, schlimmer als jedes Festival.
Der Kerl erwieß sich jedoch als Niete, jedenfalls konnte ich schon nach kurzer Zeit wieder in meine Kabine zurück.


Dementsprechend verkatert erwachte das Schiff am nächsten Morgen. Langsam schleppte sich nach und nach ein Großteil der Studenten vom Schiff, um sich Tallinn anzusehen - sicherlich schafften es nicht alle aus den Betten.
Ich jedenfalls vergas den wenigen Schlaf, sobald ich in der Stadt war. Allein dafür hat sich die Reise gelohnt! Ich wusste vorher kaum etwas über die Stadt - sie liegt in Estland und ist also Teil des Baltikums, eine Gegend in der die wenigsten jemals gewesen sein dürften oder einen Urlaub planen.

Ich kann nur sagen, dass das ein Fehler ist. Die Altstadt ist wunderschön, voller alter Häuser die nach einer Mischung aus Osteuropa und Skandinavien aussehen. Das Essen und der Alkohol sind billig, die Sprache mit dem finnischen verwandt und daher absolut verrückt, und ab dem 1. Januar gibt es dort sogar den Euro.

Am Hafen begrüßt einen ein Schnapsladen nach dem anderen, da vor allem Finnen gerne mal den kurzen Seeweg nehmen um billig einzukaufen, aber die Stadt selbst hat nichts von diesem Billigimage, dass der erste Eindruck vermuten lässt.



Ich lief mir jedenfalls die Füße wund und landete am Abend fertig, aber glücklich in meiner Kabine. Meine Mitreisenden wollten sich die Gelegenheit auf den nächsten Abend voller billigem Schnaps aber nicht entgehen lassen und beschlossen, weiterzufeiern. Ich dagegen hatte keine Lust auf einen zweiten Abend voller Vollsuff und dem entnervten Abweisen von dummen Anmachen und gab mich dem Fernsehen hin. Nach zwei Monaten völliger Abstinenz verfolgte ich fasziniert diverse niveaulose schwedische Fernsehsendungen und ging früh schlafen.

Das stellte sich als kluge Entscheidung heraus, denn morgens um sechs kam meine Zimmergenossin wieder, allerdings in Begleitung. Da sie sich keine Mühe gab, leise zu sprechen, war es mit dem Schlaf vorbei. Sie ersparte uns allen eine peinliche Sitation, indem sie nach ein paar Minuten Rummachens (ja, man hörte es durch die Bettdecke, die ich mir in weiser Vorraussicht über den Kopf gezogen hatte, als die Tür aufging) einschlief und der Typ die Kabine verließ.

Da ich ohnehin wach war, stand ich auf und erlebte einen sonnigen Morgen, während wir durch die Schären vor Stockholm fuhren - ein Anblick, der den wenigsten meiner Mitreisenden vergönnt war.

Fazit: Tallinn ist großartig, aber so eine Fahrt übersteht man entweder angepasst an die Masse (also betrunken) oder mit einer großen Portion Verständnis und Oropax.



Ich bin übrigens kein Freund des blogspot-eigenen Layouts - das will eifnach nicht so wie ich es will. Also nicht über die wild im Text verteilten Fotos wundern - ich habe einfach keine Lust mehr mich damit rumzuärgern.

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Der lange Weg nach Norden

Gewissen Klischees kann man nicht entfliehen.
Das sehe sogar ich als erklärter Gegner von Stereotypen ein, denn manchmal holen sie dich schneller ein, als du fortlaufen kannst.

So überraschte es mich nicht wirklich, als vor zwei Wochen das Oktoberfest in Uppsala angekündigt wurde. Zu diesem Zweck wurde ein riesiges bierzelt auf dem Marktplatz aufgebaut. Aber dem nicht genug, auch einige Nationen, darunter meine, ließen sich diese Event nicht entgehen - und weil meine finnische Freundin der Meinung war, als deutsche dürfte ich das nicht verpassen, schleppte sie mich umgehend dorthin, ohne auf meine leisen Einwände zu achten.

Die Bar war in blau-weiß dekoriert und man hatte versucht, mit Tischen die Bierbankatmosphäre so gut wie möglich nachzuahmen. Das gelang nur teilweise, wurde aber von den begeisterten Schweden wettgemacht, die es sichtlich genossen, ihr Bier aus Masskrügen zu trinken. Es gab sogar Original Münchner Oktoberfestbier, doch was dem ganzen den letzten Schliff gab war ohne Zweifel die Musik - neben Akkordeon-Schunkelei erinnerten mich die Atzen, das Rote Pferd und die Aufforderung, endlich mein Lasso rauszuholen an das, was ich aus Deutschland sicherlich nicht vermisse.


Tags darauf stand mir der Sinn mal wieder nach einer langen Autofahrt. Dazu holte ich mir ein bisschen Gesellschaft - neben einer anderen deutschen Skandinavistikstudentin befanden sich noch zwei Spanierinnen an Bord. Diese sprachen kein Schwedisch, und so war ich nach langer Zeit gezwungen, wieder einmal Englisch zu sprechen, denn auch wenn mir im Schwedischen immer noch ständig Worte fehlen, versuche ich grundsätzlich, trotzdem nicht auf Englisch auszuweichen - das klappt so gut, dass ich an diesem Wochenende merkte, dass mir grundsätzlich alles erst einmal auf Schwedisch einfiel, bevor die englischen Worte in meinem Kopf auftauchten.
Ich finde das ist ein sehr gutes Zeichen.

Wir machten uns also auf den langen Weg nach Norden. Zwar hatten wir nicht Schwedens nördlichste Gegend als Ziel, dafür aber die höchstgelegene: Härjedalen. Eine Provinz, die größtenteils aus Fjäll, Wald und Rentieren besteht und nur einen Menschen pro Quadratkilometer beherbergt.

Ich hatte die Gegend aus zahlreichen Urlauben im Gedächtnis, war allerdings schon Jahre nicht mehr dort gewesen.
Je weiter nach Norden wir fuhren, desto herbstlicher wurde es um uns herum. In Härjedalen selbst war der Herbst vorbei, die wenigen Laubbäume standen größtenteils schon kahl da - und es lag Schnee.


Wir fuhren über die höchstgelegene schwedische Straße, eigentlich eine Schotterpiste, die mitten über das Fjäll führt und über der Baumgrenze liegt. Von dort aus hatte man einen grandiosen Rundblick über die umliegenden Berge - leider war der Wind schneidend und schweinekalt, so dass wir uns ziemlich bald wieder ins warme Auto setzten und weiterfuhren.


Der Plan war, über nacht in einem kleinen Dorf mitten im Niemandsland zu übernachten. Dort sollte es laut Internet ein "Vandrarhem" geben, das ganzjährig geöffnet hatte. Offen war es in der Tat - allerdings war weit und breit niemand zu sehen, den man um ein Zimmer hätte bitten können. So riefen wir eine Nummer an, die an der Haustür befestigt war. Der Mann am anderen Ende erklärte uns, dass wir uns einfach den Schlüssel zu Zimmer Nr 1 von einem Haken hinter der Tür nehmen und morgen vor der Abfahrt das Geld in einen Briefumschlag in die Küche legen sollten. Das funktioniert so wohl auch in keinem anderen Land...


Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Rückweg, allerdings über eine andere Strecke. Diese führte uns durch die Wildnis von Härjedalen, bei der abgesehen von ein paar Rentieren und selten einmal einem durch die Bäume blitzenden Häuschen nicht viel mehr als Moor, Wald, Berge und in unserem Fall Schnee auftaucht - aber das alles in großartiger Kombination.
Allerdings sollte man vorher ans Tanken gedacht haben, denn sonst kann es bei Entfernungen wie diesen schon einmal zu unangenehmen Engpässen kommen.




Einen Abstecher zu Schwedens größten Wasserfall gabs auch noch, ehe wir wieder heil in Uppsala ankamen - an dieser Stelle eine Verbeugung vor meinem Auto (Hubert aka das Tarnkappenmobil), der hat sich jetzt eine ordentliche Nachfüllung Öl vertragen.

Faszinierend an dem ganzen Trip finde ich, dass wir bei einem zurückgelegten Weg von mehr als 1000 km nur an zwei Ampeln vorbeigekommen sind.


Ansonsten - ich bin durchaus froh, dass wir hier in Uppsala noch keinen Schnee haben und genieße den schwedischen Herbst in vollen Zügen - es ist zwar kalt, aber sonnig, und das sollte man genießen, bevor die im Winter nicht mehr aufgeht!

Wenn ich mich also nicht auf große Fahrt begebe, mich mit obskuren Schweden herumschlage, mir Körperteile durchstechen lasse oder vergeblich versuche, das Leihsystem der Unibibliothek zu durchschauen, dann findet ihr mich mit ziemlicher Sicherheit irgendwo in dieser Stadt mit breitem Grinsen umherwandeln - jag trivs jättebra här!

Donnerstag, 30. September 2010

Schni-Schna-Schnappi!

Schwedisches Wort der Woche:

nykterist = jemand, der keinen Alkohol trinkt

Schönen guten Abend - weil es in meinem Zimmer so kalt ist, dass ich vor steifgefrorenen Fingern kaum tippen kann (die Heizung wird erst am 1. Oktober angestellt), beschränke ich mich dieses Mal darauf, euch viele Bilder zu zeigen, auf denen ich jede Menge Spaß habe.
Letztes Wochenende wurde ich auf eine Geburtstagsfeier eingeladen, von deren Motto "Geschlechtertausch" ich erst im allerletzten Moment erfuhr. Doch ein Bart ist ja schnell gemalt, und so schlüpfte ich in mein männliches ich namens "Lemmy" (ob es Zufall ist, dass genau in diesem Moment die iTunes-Zufallswiedergabe auf Motörhead umspringt...??) und machte mich auf den Weg nach Flogsta.
Das ist ein Studentenwohnheim mit eigenartigen Angewohnheiten. Zum einen ist es bekannt für seine ständigen Korridorparties, etwas das es in meinem Wohnheim gar nicht gibt - zum anderen stellen sich punkt zehn Uhr sämtliche Bewohner an ihre Fenster und schreien.
Ich habe das für einen Scherz gehalten, aber ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass es der Wahrheit entspricht. Es kann einem zwar niemand den Grund erklären, aber alle scheinen eine Menge Spaß dabei zu haben...





Einer der Schweden - oder sollte ich besser sagen Schwedin? - prahlte besonders gern mit seinen Deutschkenntnissen, die sich allerdings auf das laute Grölen von "Bundesland" beschränkten. Aus irgendeinem Grund trug er diese Unterwäsche (und zeigte sie dank Rock auch sehr häufig).
An diesem Abend habe ich einige wichtige Dinge über Land und Leute gelernt:
1. Mit einem Flachmann voller Jägermeister bist du der Held jeder schwedischen Party
2. Alle Schweden können aus irgendeinem Grund "Schnappi, das kleine Krokodil" mitsingen - und haben dabei jede Menge Spaß...

Als Kontrastprogramm und weil das Wetter so schön war (allerdings nichtsdestoweniger ziemlich kalt), bin ich dann dienstags wieder in mein Auto gestiegen, um die Gegend zu erkunden. Diesmal führte mich mein Weg nach Sigtuna, eine Stadt südlich von Uppsala und eine der ältesten Städte Schwedens.
Und hilfe - was war diese Stadt süß - ein Ort wie aus dem Bilderbuch oder einem kitschigen ZDF-Samstagabendfilm.
Wenn es einen Superlativ von putzig gibt, dann heißt er Sigtuna!
Ich bin also mit dämlich-verzücktem Grinsen durch die Straßen gewandert, vorbei am Hafen, der Fußgängerzone die ausnahmslos aus buntbemalten Holzhäusern besteht (sogar der ICA, also der allgegenwärtige Supermarkt befand sich anstatt der üblichen Betonbunker in einem Holzhaus), Runensteinen und alten Ruinen - traumhaft!




Bierdosen zeugen davon, dass die örtliche Dorfjugend in dieser alten Kirchenruine den wohl trvesten Saufplatz aller Zeiten hat





Aussicht von alten Tingshügel

Und hier noch diverse andere Bilder aus meinem Alltagsleben:

das Haus meiner Nation


da wohne ich


hier das Machtzentrum, von dem aus ich die Geschehnisse dirigiere^^


und so sieht das aus, wenn die Hälfte der Wäsche nicht in den Trockner darf, man aber keinen Wäscheständer hat.


So, ihr Lieben, das wars für heute, und so sitze ich weiterhin in mehrere Decken gewickelt vor dem Laptop und warte darauf, dass die Heizung endlich geht, während diverse andere Geschichten von der Heimatfront mir den Eindruck geben, ich würde notfalls auch kleine Kinder fressen... Ich bin von mir selbst überrascht.

Montag, 20. September 2010

Da kommt der Punsch!

Wie vermutlich schon jeder mitbekommen hat, habe ich hier oben ja extrem selten Uni. Aber wenn ich dann doch mal hinmuss, dann natürlich jedes Mal zu absolut gemeinen Zeiten. Diesen Freitag war ich doch tatsächlich gezwungen, morgens um sieben aufzustehen, um pünktlich um 8.15 auf der Matte zu stehen.

Um die maximale Menge Schlaf rauszuholen, suchte ich mir am Abend vorher die optimale Busverbindung mit dem geringstmöglichen Laufwaufwand - immerhin befinden sich mein Hirn sowie mein Bewegungsapparat vor 11 Uhr ausnahmslos im Kaffeepausenmodus.
Leider hatte ich nicht mit Murphy's Law gerechnet, denn natürlich fuhr der von mir auserkorene Anschlussbus in die völlig falsche Richtung.

Auf die Frage, was denn hier los sei, antwortete mir die Busfahrerin, dass meine Haltestelle und die gesamte Straße, in der sie sich befindet, bis Oktober gesperrt sei, weil Hollywood da einen Film dreht.
Leider wurde der Funke Sensationsneugier gleich im Keim erstickt, als sie mir verriet um welchen Film es da ging: vielleicht sagt einigen von euch die Millenium-Trilogie vom schwedischen Autor Stieg Larsson ja etwas, die in Deutschland etwas glücklos mit Verblendung, Verdammnis und Vergebung übersetzt wurde.

Die soll jetzt von Hollywood neu verfilmt werden, angeblich mit Daniel Craig in der Hauptrolle. Reicht es nicht schon, dass mir dieser Kerl James Bond für immer verdorben hat - muss es jetzt auch noch meine Lieblingskrimitrilogie sein?
Die schwedische Verfilmung ist zwar noch kein Jahr alt, durchwegs gelungen, war nicht nur im Norden erfolgreich und hat vor allem meiner Meinung nach bei der Besetzung vor allem von Lisbeth Salander die Faust ja sowas von aufs Auge getroffen, aber das scheint die Amis nicht zu interessieren, wieso auch - lässt sich ja Geld damit machen.
Da möchte man eigentlich nur noch brechen.

Nun, ich kam jedenfalls zu spät zum Kurs (die Struktur der schwedischen Sprache, kann mir mal jemand verraten wieso ich mir ausgerechnet einen Grammatikkurs ausgesucht habe?), saß dort meine Zeit ab und fuhr auch schon wieder nach Hause. Doch die nächste Aktion stand schon bevor: für den Abend stand das Reccegasque an.

Unter einem Gasque versteht man in Uppsala eine Art großes Abendessen, bei dem sich jeder schick anzieht, ein Dreigängemenü und dazu unglaublich viel Schnaps serviert wird.
Dieses hier war speziell für die neuen Studenten gedacht. Vorher hatte man uns immer wieder vom ominösen Dresscode erzählt, was zur Folge hatte, dass wir uns alle ziemlich viele Gedanken über unsere Klamotten machten. Dabei stellte es sich als besonders schwer heraus, ein Kleid zu finden, dass mindestens bis ans Knie reicht. Aus irgendeinem Grund hatte ich trotz völliger Unwissenheit sogar eins eingepackt, wobei ich mir aber trotzdem noch unsicher war, ob die Länge reichen würde.
Wie sich dann am Treffpunkt herausstellte, hätten wir uns diese Sorgen sparen können. Entweder hatten einige meiner Kommilitoninnen nur geringe Kenntnisse bezüglich der anatomischen Lage des Knies oder man musste diese ganze Geschichte einfach nicht so eng sehen.

Wir sammelten uns also vor dem Haus unserer Nation und zogen dann durch Uppsala Richtung Universitätshaus. Dabei lief und ein Fahnenträger voran, dem wir brav in Zweierreihen folgten. Unterwegs schlossen sich noch diverse andere Nations an, bis wir dann auf dem Vorplatz vor dem Universitätshaus mit sämtlichen Nationen aus Uppsala zusammentrafen. Spätestens als dort dann eine Punkerin mit Springerstiefeln und lila Iro neben mir in der Reihe stand, wusste ich, dass ich das mit dem Dresscode überbewertet hatte.

Doch ich hatte an diesem Abend die Chance gesehen, mal meine neuste Errungenschaft in Sachen Schuhwekr auszutesten. Weil dem realistisch denkenden Teil in mir klar war, dass ich unmöglich durch halb Uppsala auf 8cm-Absätzen laufen konnte, hatte ich in weiser Vorraussicht meine Chucks angezogen und die Schuhe in einer Tasche mitgenommen. Vor dem Universitätshaus sah ich meine Chance gekommen, wechselte sie und überragte plötzlich die meisten Anwesenden.
Als sich der Zug kurze Zeit später wieder in Bewegung setzte, musste ich leider feststellen, dass ich in diesen Schuhen gar nicht laufen konnte. Also gar nicht im Sinne von ich breche mir sonst sofort beide Knöchel.
und so war der kurze Ausflug in das Land des Stils auch schon wieder beendet - in meinen mehr als kaputten Chucks sah ich zwar nicht mehr ganz so stilvoll aus, fühlte mich aber gleich besser.

Nachdem uns der Unirektor begrüßt hatte, zog jede Nation wieder in ihr jeweiliges Haus zurück und das große Fressen begann. In den Nationen wird ja alles von Studenten für Studenten organisiert, so auch dieses Abendessen (was auf schwedisch lustigerweise middag heißt). Es gab trotzdem kein Kantinenessen, sondern ein richtig gutes Drei-Gänge-Menü. Dazu gab es Schnaps, Bier und Wein.

Das Essen wurde ständig unterbrochen, um ein Lied zu singen, eine Rede zu hören und sich danach beim Redner mit einem Lied zu bedanken und so weiter - und nach jedem Lied wurde einander zugeprostet. Das hatte zur Folge, dass ich schon nach der Vorspeise ziemlich angeheitert war, und ich bekam den ganzen Abend keine Chance, das wieder zu ändern. Wir haben uns sicher einmal quer durch das schwedische Schnapsliederrepertoire gesungen (und das ist quasi unendlich). Wie beim letzten Mal endete das Essen damit, dass alle auf den Stühlen tanzten, die Stimmung am Kochen war und eine schier endlose Afterparty folgte.

aus irgendeinem Grund saßen wir den haben Abend mit unseren Servietten auf dem Kopf da. Erst als wir fröhlich zu "Da kommt der Punsch" ansetzten, durften wir sie wild umherschwingen und wieder auf die herkömmliche Art und Weise benutzen


Leider machte sich irgendwann der übermäßig genossene Schnaps bemerkbar und bescherte mir eine unschöne Nacht und einen Samstag, den ich grötßenteils in der horizontalen im Bett verbrachte. Dabei hatte ich exakt die gleiche Menge intus wie sämtliche meiner Tischnachbarn... wie machen diese Schweden das nur?!

Weil mir nach diesem Wochenende der Sinn erstmal nach möglichst wenig Menschen stand, habe ich heute einen Nationalpark besucht. Dort war es wie erwartet unglaublich schön und einsam. Doch wie das Leben so spielt, wenn der Zufall regiert: ich stehe unschuldig am Parkplatz, der an einer einsamen Schotterstraße liegt und lese mir nichtsahnend die Informationstafel durch - was fährt mit überhöhter Geschwindigkeit an mir vorbei?

Das Google-StreetView-Auto, das mit der Kamera auf dem Dach sämtliche Straßen für das neueste Google-Programm filmt^^

Soviel denn zum Thema in der Wildnis...






Freitag, 10. September 2010



Ich werde euch nun eine kurze Beschreibung vom Land der Schweden geben... Dort gibt es Amazonen, Hundeköpfe, Zyklopen die nur ein Auge auf der Stirn haben...

Das habe ich aus dem Museum in Gamla Uppsala, es erklärt nett und anschaulich in welchem Volk ich mich gerade aufhalte^^
Nein, im Ernst, etwaige Amazonen kann man zwar durchaus beobachten, doch bis jetzt sind mir die meisten Schweden recht menschlich erschienen.

Gestern hatte ich die Gelegenheit, ein weiteres Stück schwedischer bzw uppsala-ischer (Himmel, wo ist die Grammatik) Kultur kennenzulernen: Meine Nation veranstaltete eine Einführung für alle Neumitglieder.

Weil ich da noch keine einzige Person kannte, setzte ich mich einfach neben die Person, die mich am nettesten anlächelte. Diese begann dann auch gleich eine Unterhaltung. Ich schaffte drei Sätze, bis ich das erste mal nach einem Wort suchen musste - also definitiv eine Steigerung-, woraufhin sie die Stirn runzelte und mich fragte, wo ich herkomme.
Die Antwort überraschte sie offenbar - sie hatte mich für eine Dänin gehalten.

Ich wusste nicht wirklich, was ich von dieser Aussage halten sollte - konnte ich es als Kompliment auffassen, da Dänisch ja immerhin eine skandinavische Sprache ist? Oder sollte ich anfangen zu weinen, weil Dänisch eigentlich nur aus Zunge verknoten besteht und niemand, nicht einmal viele Schweden, einen Dänen versteht? Ich bin noch unschlüssig.

In der Nation gab es jede Menge zu sehen, es scheint da auch jede Menge loszusein. Café, Disko, Pub, Bibliothek, Sportgruppen und noch einiges mehr - langweilig wird mir also trotz der vielen Freizeit sicher nicht so schnell.

Nach der Führung gab es ein traditionelles schwedisches "middag" - nicht verwirren lassen, so heißt das Abendessen. Es gab Erbensuppe, was besser geschmeckt hat als es klingt, aber das lag vielleicht daran, dass ich verdammt hungrig war.

Das Essen wurde immer wieder unterbrochen um zu singen. Für Uneingeweihte wie mich lag ein Buch mit Texten auf dem Tisch, aber die meisten Schweden konnten auch so mitsingen. Das hatte zur Folge, dass die Stimmung bald am Kochen war. Wer auch immer die Gerüchte in die Welt gesetzt hat, die Schweden seien kühl und zurückhaltend, hat sich wohl in einer einsamen Hütte im Wald aufgehalten und in all der Zeit nur den Postboten getroffen.

Zu Dauerbrennern wie "Mehr Branntwein im Glas", "Da kommt der Punsch", "Trink den jetzt, verdammt" oder Liedzeilen wie "Wenn dir das Grab zu tief vorkommt, dann trink einen, oder zwei oder drei, dann stirbst du zufriedener" wurde geschunkelt, gegrölt und zuletzt auf den Stühlen getanzt, dass sich jedes bayrische Bierzelt eine dicke Scheibe von abschneiden kann.

Heute morgen musste ich denn auch tatsächlich mal die Uni aufsuchen um eine Einführungsveranstaltung von meinem Distanzkurs zu erleben, der normalerweise über das Internet abgehalten wird.
So etwas bleibt aber eine Ausnahme, ich bin es auch schon gar nicht mehr gewohnt und war sehr froh, als mich der langhaarige Busfahrer, der sein Gefährt dankenswerterweise mit Iron Maiden beschallte, gegen Mittag wieder vor meiner Haustür ablieferte, wo ich sofort die verpasste Menge Schlaf nachholte.

Diese Unterbrechung bleibt denn auch das einzig negative, dass ich für diese Woche berichten kann, außer vielleicht ein beginnendes Prinzessin auf der Erbse-Syndrom und fiese Rückenschmerzen, verursacht von einer viel zu weichen Matratze - das heimische Bett ist dem Auslandsstudenten eben heilig.


Zum Abschluss ein bisschen Schwedischkunde - woran erinnert euch das?

Vi befann oss någonstands i närheten av Barstow just där öknen tog sig början när drogerna började ta. Jag minns att jag sa någonting i stil med "Jag känner mej lite yr i huvudet; kanske bäst att du kör..."
Och plötsligt hördes ett förfärligt dån omrking oss och himlen var full av vad som såg ut som jättestora fladdermöss...


Richtiiig... als ich im Buchhandel auf der Suche nach Kursliteratur bei meinem all-time-favourite auf schwedisch vorbeikam, konnte ich nicht anders, ich musste es einfach kaufen - Fear and Loathing auf schwedisch, das muss ein Erlebnis sein! Oder halt - es heißt hier ja Skräck och avsky i Las Vegas

In diesem Sinne, bis zum nähsten Mal - mir bleibt abschließend nur zu sagen:
"Jag har min advokaaaaaaaaat... hos mig!"

Dienstag, 7. September 2010

Illustrationen

Mal ein paar Fotos nicht nur, aber vor allem für die Eva ;)



Im Wald- und Seengebiet an unserer Ferienhütte



Unterwegs in Stockholm




AF Chapman in Stockholm




Der Hauptstadt schönster Ort




Heute war ich in Gamla Uppsala, also der "Altstadt" von Uppsala, wenn man so will. Dort steht die alte Kirche von Uppsala sowie ein paar Hügelgräber, unter denen je nach Auffassung entweder Frauen von Königen, alte Schwedenkönige selbst oder sogar diverse Götter begraben liegen sollen.
Weil die alte Kirche m 13. Jahrhundert abbrannte, wurde die Stadt aus praktischen Gründen gleich zu ihrem Hafen verlegt, der sich ungefähr 5 Kilometer weit weg da befindet, wo Uppsala heute auch liegt.



Montag, 6. September 2010

Unterwegs in mysteriöser Mission

Schwedisches Wort der Woche:

krawallpolis = Einsatzkommando der Polizei - passender gehts wohl kaum^^

In dieser Woche hätte ich das erste mal Uni gehabt - die Betonung liegt auf hätte, denn intelligenterweise habe ich meinen ersten Kurs direkt mal verpennt. Der ging nämlich um 8 Uhr los und ich habe allen Ernstes vergessen mir den Wecker zu stellen.
Ich habe hier generell so wenig zu tun, dass ich gar nicht weiß, was ich mit meiner Zeit alles anfangen soll, dabei belege ich vier Kurse und somit ein Vollzeitstudium. Davon ist einer allerdings ein Distanzkurs, den ich zuhause am Laptop erledigen kann, ich bin sehr gespannt, wie das wohl wird.

Auf einer Begrüßungsveranstaltung vom Institut für nordische Sprachen wurden wir sogar noch gewarnt, uns zuviel Arbeit aufzuhalsen - das kann mir eigentich nicht mehr passieren, nicht nach den letzten vier Semestern. Hach, ist das traumhaft hier!

Und ich habe mich für eine Nation entschieden und bin jetzt eine Östgöta. Zugegeben, diese Schafsache war verlockend, klang aber doch etwas einseitig.

So kam es also, dass ich am Freitag zum ersten Mal meine Nation besuchte.
Die ist recht aktiv und veranstaltet jedes Wochenende etwas, dass sich "Klubb" nennt.
Irgendein Witzbold hatte mir erzählt, dass dieses Mal eine Veranstaltung namens "Underground" an der Reihe war, bei der Rock und Indie gespielt werden sollten. Ich war da ja sogleich skeptisch, es wäre zumindest das erste mal gewesen, dass nicht Dance oder Elektropop auf der Tagesordnung gestanden wäre, machte mich aber trotzdem auf den Weg.

Am Gebäude der Nation angekommen - sehr imponierendes gelbes Ding mit weißen Säulen - erwarteten mich denn auch schon völlig enthemmte und laut grölende Schweden.

Es war zwar definitiv weder Indie noch Rock, was da aus den Boxen kam, aber die Schweden spackten darauf so dermaßen ab, dass ich allein am Zuschauen meine helle Freude hatte.

Nach einer Rum-Cola kamen dann auch mit einem Mal sämtliche vergessen geglaubte Schwedischkenntnisse zurück und ich war in der Lage, Gespräche zu führen, ohne peinlich minutenlang nach einem Wort zu suchen.

So konnte ich dann auch endlich ein großes Mysterium klären, das mich schon die ganze Woche beschäftigte - ständig laufen mir hier Gruppen von verkleideten und meist alkoholisierten Schweden über den Weg. Auch an diesem Abend war der Großteil der Anwesenden kostümiert.

Als ich also neben einem Studenten mit Rastamütze an der Bar anstand, sah ich meine Chance gekommen und fragte nach.

Die Erklärung sei ganz einfach, versicherte mir Rasta-Pete - die meisten Studiengänge hatten ebenfalls eine Einführungswoche, nur ungleich spannender und besser organisiert als unsere eigene. Dabei verkleiden sich alle zu einem bestimmmten Thema - die Krankenschwestern werden mal Krankenschwestern, die mit OP-Haube Mediziner und so weiter.

Klang logisch, was aber werden dann mal die Hippies? Sozialpädagogen?
Und die Rastafarians wohl Drogenfahnder...


Und so befinde ich mich nun nach dieser Enthüllung auf der Suche nach meinem nächsten Quest, zur Auswahl gäbe es schon einiges: Wie finde ich nach 17 Uhr einen Parkplatz, wieso regnet es nie, wenn ich meine Regenjacke anhabe, wie ignoriert man am besten diverse verstörende Vorstellungen, wie beschaffe ich mir meine Dosis Captain Morgan, wo der doch umgerechnet über 20 euro kostet, wie können die Studenten hier nur trotz so hoher Alkoholpreise ständig so voll sein...

Meine Damen und Herren, falls ich etwas in Erfahrung bringen sollte, werde ich es Ihnen sofort mitteilen!

Herzlichst,
Ihre KaosK^^

Dienstag, 31. August 2010

Ja, sie lebt noch...

In der Tat, es ist ne Weile her, seit ich ein Lebenszeichen von mir gegeben habe - inmitten von Wäldern, Wölfen und einem Kofferraum (naja, Rückbank) voller billigem deutschen Bier mitten im schwedischen Wald vergisst man schonmal Zeit und Raum.

Nach einem sehr entspannten Urlaub in Värmland bin ich zwar mittlerweile in Uppsala angekommen, aber viel verändert hat sich eigentlich nicht. Man muss zum Einkaufen zwar nicht mehr 30 km weit fahren, aber davon, dass Uppsala die viertgrößte Stadt Schwedens sein soll, merkt man nicht viel - kein Wunder, toppt sie von der Einwohnerzahl gerade einmal Erlangen.

Macht nichts, die Stadt liegt voller schnuckeliger alter Häuser zwischen Dom und Schloss an einem Fluss, die weniger schnuckeligen Studentensilos nach Norden ausgelagert - zumindest meins.

Ich war ziemlich überascht, als ich um 6 Uhr morgens völlig übermüdet den Schlüssel herumdrehte und in etwas hineinstieg, das man gemeinhin als Diele, mit etwas Wohlwollen aber auch als begehbaren Kleiderschrank bezeichnen kann.

Für ein Studentenwohnheim ist mein Zimmer geradezu riesig - und was noch schöner ist, mit eigenem Bad. Dafür ist die Küche so mies ausgestattet, dass erstmal eine Fahrt zur IKEA anstand - aber wer will denn kleinlich sein.

Zusammen mit Basti habe ich die Woche daher vor allem damit verbracht, aus organisatorischen Gründen die ganze Stadt zu durchlaufen, so exzessiv Karten zu lesen, dass mir der Stadplan von Uppsala auf ewig ins Hirn eingebrannt ist, ab und an zu verzweifeln, die angebliche schwedische bürokratische Effizienz zu vermissen, mich außerdem an die astronomischen Alkoholpreise zu aklimatisieren und mir dabei nicht wie nach zwei Jahren Schwedischunterricht, sondern nach einem einstündigen Crashkurs von einem betrunkenen Bären vorzukommen.

Uppsala wirkt wie eine typische Studentenstadt und entspricht dem auch, zumindest für schwedische Verhältnisse. Ein Unterschied springt einem aber sofort und ständig ins Auge, wann immer man auch mit studentischen Themen in Berührung kommt:
Das studentische Leben, also Parties, Essen, Studentenkneipen und dergleichen wird hier nicht nach Außen gegeben, sondern von einem unieigenen und auch weitgehend einzigartigen System organisiert - den sogenannten Nationen.
Die sind nach alten schwedischen Provinzen benannt, und ähnlich wie bei uns dem Studentenwerk muss man sich hier eine aussuchen und dort einen gewissen Beitrag zahlen. Man bekommt dabei aber weit mehr als nur billiges Mensaessen - jede Nation hat ihr eigenes Haus, meistens altehrwürdige Gebäude, in denen die Mitglieder ein zweites Zuhause finden sollen. Dort gibt es ein Cafe, einen Pub, manche haben Sportvereine und veranstalten alles vom berühmten schwedischen Fika (nein, nicht was ihr denkt - man trinkt dabei viel Kaffee, aber das allein beschreibt es nur ungenügend) über Spieleabende bis hin zu Dinnerparties und Diskoabenden.

Bei der Betrachtung von letzterem wurde mir denn auch gleich etwas blümerant:
Wenn ich mir deren Programm so ansehe, scheinen das musikalisch harte Monate zu werden - die Studenten hier scheinen ziemlich auf Dance, House und andere ominöse angebliche Musikrichtungen zu stehen, mit denen ich leider gar nichts anfangen kann.
Wo bleibt der berühmte schwedische Metal? Ach ja - die sind gar nicht erst studieren gegangen, sondern haben nach dem Musikgymnasium direkt eine Band gegründet, Erfolg gehabt und genießen nun anderswo moderatere Bierpreise^^

Heute ist mit dem Basti mein letzter deutscher Stützpunkt abgeflogen und ich bin nun auf mich allein gestellt - womit ich prinzipiell kein Problem habe, aber an dieser Stelle möchte ich ganz untrue meinen Freund grüßen und ihm sagen, dass ich ihn jetzt schon vermisse [/KitschOff]
Bleibt mir noch abschließend die Entscheidung, welcher Nation ich mich denn nun anschließe - Stockholm fällt auf jeden Fall raus, denn da bisher noch kein Bafög eingetroffen ist, kann ich deren Wahlspruch „Money never sleeps“ wohl nicht gerecht werden (eigentlich kann ich das auch mit Bafög nicht^^). Bleiben nur noch 12 übrig, die sich alle nur in Kleinigkeiten zu unterscheiden scheinen - Värmland, Östgöta, Västgöta, Småland...

Oder doch lieber Gotland, wo getreu dem Slogan („Where you get your sheep thrills“) einmal im Herbst Lammsköpfe serviert werden?
Wir werden sehen...

Mittwoch, 30. Juni 2010

Von einer, die auszog, mit Elchen zu tanzen...

Ein Hallo an alle, die sich jetzt schon hierher verirrt haben!

Hier werde ich ab Ende August mehr oder weniger regelmäßig von meinen vermutlich lustig bis skurrilen Abenteuern im hohen Norden berichten. Also setzt euch hier ein Lesezeichen, sofern euch mein Semester in Schwedens viertgrößter und extrem altehrwürdiger Stadt Uppsala interessiert - es gibt gratis Knäcke und Blaubeerschnaps!

Skål,
eure KaosK