Donnerstag, 22. Dezember 2011

Vom Glück, am richtigen Ort zu sein

Nach langer Abwesenheit hier mal wieder ein Lebenszeichen von mir.
Falls es bis in die deutschen Nachrichten durchgedrungen ist: Es gab wieder ein Erdbeben in Christchurch von der Stärke 5.8. Ich bin nicht dort, sondern nördlich davon in Kaikoura und habe vom Beben nichts mitbekommen.
Die Sache hätte aber knapper nicht sein können - eigentlich war ich fest entschlossen, Weihnachten in Christchurch zu verbringen um dann direkt dort mit der Jobsuche anfangen zu können, aber weil mir Kaikoura so gut gefällt, sind wir geblieben - andernfalls wären wir seit gestern in Christchurch gewesen und hätten heute eine ganz neue Erfahrung in Sachen Panik gemacht.
Die Vorstellung finde ich schon ein bisschen krass...

Vielleicht ist das ja mein diesjähriges Weihnachtswunder.
Kaum zu glauben, dass in ein paar Tagen Weihnachten ist – richtige Stimmung kommt hier am Strand nur schwer auf. Die Kiwis sind keine Freunde von extensiver Weihnachtsbeleuchtung und -dekoration, ein Glück. Doch weil das Wetter natürlich auch nicht zu vorweihnachtlicher Besinnlichkeit passt, neigt man hier dazu, die Existenz dieses Feiertags zu vergessen. Das ist aber vermutlich kein Fehler – mich plagt immer noch Heimweh, was an Weihnachten vermutlich seinen Höhepunkt erreichen dürfte. Ich werde das Beste darauf machen, auf Sonne hoffen und den Tag am Strand verbringen, aber trotzdem, allein die dreitägige Non-Stop-Schlemmerei werde ich extrem vermissen, denn die ist im momentanen Budget nicht drin.

Was mich zum nächsten Punkt bringt: Das leidliche Thema Gewicht. Die meisten weiblichen Backpacker klagen hier über neu dazugewonnene Speckrollen und unpassende Hosen, ständig kann man den sogenannten Muffin-Look beobachten: Zu enge Hosen quetschen alles, was nicht mehr hineinpasst, über den Rand hinaus – wie bei Muffins eben. Mich plagt das Gegenteil, alle meine Hosen sind mir viel zu weit. Ich habe mindestens fünf Kilo abgenommen. Genau lässt sich das nicht sagen, weil Waagen in den Hostels nicht sehr weit verbreitet sind.

Ich werde das als die „Backpacker-Diät“ vermarkten, sie funktioniert ganz einfach:
- Man schleppe jeden zweiten Tag (Durchschnittswert) 20 Kilo Gepäck auf dem Rücken umher
- am billigsten lässt sich jede Stadt zu Fuß erkunden, also läuft man und läuft und läuft...
- weil das Budget knapp ist, wird Süßkram rationiert, genau wie Fertigessen. Stattdessen gibt es Gemüse, Gemüse, Gemüse und morgens aufs Brot Avocado mit Salz. Die sind nämlich bezahlbar, im Gegensatz zu Käse und Wurst
- getrunken wird Leitungswasser, ist am billigsten


das Gepäck

Auch die Aktion "so braun wie nie zuvor werden" läuft gut. Hier in Neuseeland beweise ich mir selbst, dass meine Haut doch nicht so sonnenresistent ist wie gedacht. Es braucht nur ein bisschen Ozonloch und extreme Sonneneinstrahlung, dann bekomme selbt ich Farbe! Ein Nebeneffekt sind allerdings unzählige Sommersprossen im Gesicht, auf den Armen und den Schultern, aber die halten sich zum Glück farblich zurück.
Mein Bräunegrad dürfte zwar Extremen wie Daniel und Huda nur ein müdes Lächeln entlocken, aber mich freut es trotzdem. Wahrscheinlich könntet ihr Beide selbst jetzt eure winterblassen Arme neben mich halten und würdet mich trotzdem noch schlagen - aber man kann halt nicht alles haben!

Dann lasst mich mal kurz erzählen, was ich zwischenzeitlich alles erlebt habe.

Nach Napier sind wir wieder ein Stück nach Norden gefahren, ins Herz der Nordinsel: Nach Taupo. Das liegt ausnahmsweise mal nicht am Meer, aber Wasser ist auch hier nicht weit. Der Lake Taupo ist ein riesiger Vulkankegel, der sich mit Wasser gefüllt hat. Leider wendete sich das Wetter ab diesem Zeitpunkt gegen uns und es hat wochenlang nur geregnet. Das schränkt einen natürlich etwas ein wenn man vor allem Outdooraktivitäten geplant hat.

Auch Wellington hat sich deshalb nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt, obwohl die Stadt an sich wirklich schön ist. Aber bei Regen macht halt auch Sightseeing nicht so viel Spaß. Danach war es Zeit, die Nordinsel hinter sich zu lassen. Die Überfahrt auf die Südinsel dauert um die drei Stunden und man soll dabei einen tollen Blick auf die Küste haben – tja, wenn es nicht regnet und der Nebel alles einhüllt. Aber ich werde ja nicht darum herumkommen, diese Fahrt auf dem Rückweg noch einmal zu machen, vielleicht habe ich ja dann mehr Glück.
Das Wetter wurde nach der Überfahrt langsam besser – es regnete zumindest nicht mehr, auch wenn die Wolkendecke selten aufriss. Die erste Stadt auf der Südinsel, Picton, war trotzdem schön. Sie liegt umgeben von grünen Bergen in einer verwinkelten Bucht und die Regenwolken, die zwischen den Bergen hindurch ziehen, verleihen ihr etwas mystisches.

Weil das Hostel so gemütlich war, sind wir länger geblieben als geplant – die gemütlichsten Bettbezüge der Welt und jeden Abend umsonst Schokokuchen mit Eis gaben den Ausschlag. Nach drei Monaten als Backpacker weiß man das zu schätzen.



Nach ein paar Tagen ging es trotzdem weiter nach Kaikoura. Hier treffen ein paar interessante Dinge aufeinander: Berge (richtig hohe) auf Meer auf Unterwassergraben. Das macht die Gegend zum einen landschaftlich interessant, zum anderen hat man hier die Möglichkeit, ganz nah an der Küste die verschiedensten Tiere beobachten zu können. Neben einer Seelöwenkolonie und verschiedenen Delfinarten kann man hier Walen begegnen.

Dabei wird man von einem grinsenden Maori in einem Boot in freizeitparkwürdiger Geschwindigkeit aufs Meer hinausgeschippert. Mit einem Hydrophon wird dann nach Walgesängen gelauscht und wenn man einen gefunden hat, fährt man ihm nach bis er auftaucht. Und so kamen wir in den Genuss, den sogenannten Great Sperm Whale zu erblicken - oder zumindest seinen Rücken und seine Flosse. Ja, er heißt wirklich so. Die namensgebenden Walfänger fanden nämlich eine große Menge weißer Flüssigkeit im Kopf des ersten erlegten Wals, und es stellte sich erst einiges später heraus, dass dies nicht wie gedacht Sperma war. Auf deutsch ist damit übrigens der Pottwal gemeint.



Wir bleiben jetzt noch über Weihnachten in Kaikoura. Wenn die Sonne scheint, ist es hier nämlich wirklich wunderschön, auch wenn die Stadt keinen guten ersten Eindruck gemacht hat. Bei der Ankunft hier verschluckten die Wolken nämlich sämtliche Berge, was die Gegend ziemlich unspektakulär erscheinen lässt. Aber bei gutem Wetter ist es schwer, den Mund wieder zu zu kriegen – ich zeig euch mal, was ich meine:










Der Blick aus unserer Tür


Kaikoura ist Heavy Metal - schwarzer Sand!

Ich würde sagen, der Plan, Weihnachten am Stand zu verbringen, geht voll auf!

Übrigens: Jule, hast du schon gesehen, dass Tenacious D zu Rock im Park kommt? Ich bin ja sowas von dabei^^
Falls du wieder billige Karten bekommst, wär super, wenn du mir eine mit besorgen könntest!


Nachtrag: Und während ich das schreibe, wackelt die Veranda. Nur ganz leicht, wie auf einem Boot bei leichtem Wellengang. Die Hostelbesitzerin bestätigt mir, dass das ein Erdbeben war, aber weiter beeindruckt ist sie nicht. Kein Wunder, sie ist Japanerin...

Dienstag, 29. November 2011

Don't drink and fry

Nachdem wir eine Woche lang auf der Plantage geschuftet hatten, waren wir zu Recht der Meinung, wir hätten uns eine Pause verdient. Also legten wir noch eine Woche in Tauranga ein, in der wir nur eine einzige Sache vorhatten: zu faulenzen. Das haben wir auch ziemlich gut durchgezogen.

Unsere sportlichste Tätigkeit während dieser Zeit war eine Runde Beer-Pong, die wir leider fulminant verloren haben. Wer es nicht kennt: Man wirft mit Tischtennisbällen und versucht dabei, damit in die Bierbecher der gegnerischen Mannschaft zu treffen.
Unsere beiden Mannschaften schieden sang- und klanglos in der ersten Runde aus, doch zum Glück entpuppte sich mein Teamkollege als der Retter in der Not: Weil ein anderer Teilnehmer einen Mitspieler brauchte, half Stefan ihm aus und führte – oder wurde geführt – die Mannschaft souverän zum Sieg. Womit wieder mal bewiesen wäre, dass man auf die setzen sollte, von denen man es am wenigsten erwartet. Er gewann einen 50 Dollar-Bargutschein, den er brüderlich mit uns teilte.

Und so war der Abend gerettet, denn beim Feiern ist Neuseeland vor allem eins: teuer. Ich dachte ja, die Alkoholpreise in Schweden wären hoch, aber das sind Schnäppchen im Vergleich zu Neuseeland. Ein Beispiel: Für den Geburtstag eines Mitbewohners wollten wir eine Flasche Captain Morgan im örtlichen Schnapsladen besorgen und mussten dafür unvorstellbare 50 Dollar hinblättern. Wer möchte, kann das jetzt mal im Währungsrechner eingeben und sich ein bisschen wundern.

Wir wissen nicht genau, woran das liegt, aber man munkelt, dass die Neuseeländer anscheinend ein immenses Alkoholproblem haben. Auf jeden Fall scheinen sie zu glauben, jedes Problem mit Werbung im Fernsehen lösen zu können: Ständig laufen Spots gegen häusliche Gewalt und übermäßigen Alkoholgenuss; eindringlich bis erschreckende Filmchen warnen davor, die Pfanne unbeaufsichtigt auf dem Herd zu lassen. Nicht trinken und fahren? Ein Klassiker, doch der ist nichts gegen den hier vorherrschenden Leitspruch: Don't drink and fry. Bloß nicht trinken und frittieren!

Außerdem bin ich für einen Tag nach Mittelerde gereist, genauer gesagt: Ins Auenland. Das Filmset für Hobbingen aus dem Herr der Ringe-Film steht nämlich immer noch und ist für Besucher geöffnet. Eigentlich wollte ich da gar nicht hin, weil ich viel negatives gehört hatte - überteuert und das Geld nicht wert. Wir hatten aber Glück, weil erst vor einer Woche die Dreharbeiten zum Film "Der kleine Hobbit" beendet worden waren. Dafür sind sämtliche Hobbithäsuer neu überarbeitet worden - und die Reise war den Einritt, das Mietauto und das Benzin ja so was von wert! Leider darf ich keine Fotos posten, weil mich New Line Cinema sonst verklagt. Musste sogar eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben, ziemlich krass. Aber für ein paar Stunden habe ich mich nach Mittelerde versetzt gefühlt.

Nach einer wundervollen Woche des Nichtstuns sehnten wir uns aber bald nach Action und beschlossen, weiter zu reisen. Jan, der mit uns auf der Kiwiplantage gearbeitet hat und behauptet, dass nicht ich, sondern er der einzig wahre Käptn sei (das muss noch geklärt werden), schloss sich uns an und gemeinsam reisten wir nach Rotorua. Das ist eine Stadt voller geothermaler Aktivität, will sagen: Beim Spaziergang durch den Park ist man umgeben von blubberndem Schlamm, dampfenden Tümpeln und Rauch, der aus der Erde kommt. Außerdem stinkt die ganze Stadt nach Schwefel.

Weil es dort außerdem kaum etwas gibt, dass nichts oder wenig Geld kostet, sind wir ziemlich schnell wieder weiter gereist. Als nächstes fuhren wir nach Gisborne. Das liegt an der Ostküste und ist die Stadt mit den meisten Sonnentagen (angeblich) und außerdem die Stadt, in der als erstes auf der Welt die Sonne aufgeht.

Dort wollten wir uns ein Auto mieten und die Küste entlang fahren. Leider war in ganz Gisborne kein billiges Auto aufzutreiben, weswegen wir schließlich mit einem ziemlich fetten Vehikel loszogen, das sicher nicht allzu oft von Backpackern gefahren wird. Die Strecke selbst war wunderschön. Das Meer überrascht hier immer wieder mit neuen Farben, die sich nicht auf Fotos festhalten lassen. Dazu grüne Hügel voller obligatorischer Schafe und dahinter aufragende Berge, auf denen die hier vorherrschende Mischung aus Nadelwald und tropischen Farnen wächst.

Faszinierend ist das einzige Wort, was das halbwegs angemessen beschreibt. Die Straße selbst war ziemlich eng und unendlich kurvig. Dazu der Linksverkehr und die Automatikschaltung nahm mir etwas die Freude am Autofahren, aber wer will sich schon beschweren, wenn die Ausblicke so grandios sind.
Ich badete außerdem zum ersten Mal im Pazifik, an einem menschenleeren Strand. Ungefähr so habe ich mir diesen Trip vorgestellt.

Momentan sind wir in Napier, einer etwas kitschigen Stadt voller Art-Deco-Häusern in Pastellfarben. Wir leben in einem ehemaligen Pferdestall, der zum Hostel umgebaut wurde und nur eine Querstraße vom Ozean entfernt ist. Ich könnte mich definitiv daran gewöhnen, immer das Meer vor der Nase zu haben, keine Frage – aber, um ehrlich zu sein, ich werde hier das erste Mal auf meinen Reisen von Heimweh geplagt, so sehr ich Neuseeland auch genieße. Alle, die insgeheim fürchten, ich könnte nicht zurückkommen, dürfen also beruhigt sein.






Sonntag, 13. November 2011

Die strengsten Eltern der Welt

Und wieder ein fröhliches Hallo vom Ende der Welt!


Nach einem kurzen Zwischenstopp in Auckland war unser nächstes Ziel die Coromandel-Halbinsel. Die liegt südöstlich von Auckland, ein Bus sollte uns dorthin bringen - dachten wir. Der Bus stellte sich als Fähre heraus, was die Fahrt zu einem ziemlich genialen Erlebnis machte. Das Boot schipperte durch das türkisblaue Meer, vorbei an grünen Inseln, über denen die Wolken festzuhängen schienen. Da wird plötzlich verständlich, warum die Maori das Land bei ihrer Ankunft Aotearoa nannten - Land der großen weißen Wolke.
Wir blieben zunächst zwei Tage in Coromandel Town und fuhren dann weiter an die Ostküste. Der Ort, in dem wir übernachteten, hieß Hahei und stellt das bisher schönste Ende der Welt dar, das mir begegnet ist. Die Küste dort besteht aus Kreidefelsen, in die das Meer eine spektakuläre Landschaft geformt hat. Von Hahei aus ging ein Wanderweg an der Küste entlang zur berühmten Cathedral Cove, einer Bucht, die nicht zuletzt dadurch berühmt geworden ist, dass der letzte Narnia-Film dort gedreht wurde. Die Landschaft dort ist aber auch so jede Wanderung wert - am liebsten würde ich euch einfach meine Erinnerung daran schicken, denn kein Bild schafft es, die Farben so wieder zu geben, wie ich sie gesehen habe (zumindest nicht, wenn man Photoshop ausser acht lässt). Ich versuche es trotzdem mal:




In echt war das Meer viel blauer...
Am nächsten Tag wollten wir den nicht weniger bekannten Hot Water Beach besuchen. Der liegt 8 km von unserem Hosteö entfernt, aber wir gaben uns sportlich und liehen uns Fahrräder. Wenn man bedenkt, dass ich Sport nicht mag und Berge noch weniger, zumindest wenn ich sie hochfahren muss, war das vielleicht die falsche Entscheidung... Wir sind aber doch irgendwann am Ziel angekommen, wenn ich auch sehr viel schieben musste. Neuseeland ist echt nichts für Leute, die keine Berge mögen.
Der Hot Water Beach ist dafür bekannt, dass bei Ebbe heißes Wasser aus dem Boden kommt, wenn man ein Loch in den Sand buddelt. Das haben wir dann auch ausprobiert - mit verbrannten Füßen als Ergebnis.
Wir stehen also so am Strand, buddeln gerade fröhlich mit dem Spaten ein Loch, denken noch aua! Das ist heißer als gedacht, als plötzlich...

... als da plötzlich der Doppelgänger vom Helmut auftauchte. Die Ähnlichkeit war verblüffend, sogar die Brille stimmte - allerdings war der Doppelgänger ein bisschen schmaler gebaut, aber das Gesicht, sogar das Grinsen war eindeutig Helmut. Also, Helmut, wir freuen uns ja, dass du dir ein bisschen Urlaub nehmen konntest, aber sag doch das nächste mal Bescheid, wenn du in der Gegend bist^^

Doch so schön es dort auch war, die Reise ging weiter. Unser nächster Halt war Tauranga, eine Stadt, die auf mehreren Landzungen erbaut wurde. Eine davon endet in einem riesigen Berg, vermutlich ein erloschener Vulkan (jedenfalls nach meiner Einschätzung als Hobby-vulkanologe - außerdem ist hier alles irgendwie ein erloschener Vulkan. Oder auch ein aktiver) und bildet einen riesigen natürlichen Hafen. Den können wir von unserem Hostelzimmerfenster aus beobachten. Tauranga wurde in letzter Zeit weltweit bekannt, weil hier der Frachter Rena auf Grund gelaufen ist und die umliegenden Strände mit Öl verseucht hat. Die Leute hier sind immer noch am sauber machen.

Hier begaben wir uns auf Arbeitssuche. Basti landete zunächst bei einem Landschaftsgärtner, doch dann bekamen wir das Angebot, für sieben Tage auf einer Kiwiplantage zu arbeiten. Der Chef dort schien ziemlich arbeitswütig zu sein, denn er ignorierte Wochenenden und erwartete neuneinhalb Stunden Einsatz von seinen Arbeitern. Allerdings würden wir dafür in diesen sieben Tagen auch siebenhundert Dollar verdienen.

Das klang gut, also sagten wir zu. Und, naja, seitdem schuften wir also auf der Plantage. Die Arbeit an sich ist hart, aber machbar, wenn sie auch abwechselnd diverse Körperteile absterben lässt - vor allem Füße, Schultern, Nacken und Arme. Basti zerdrückt Blüten und ich knipse überzählige Früchte ab. Klingt leichter, als es ist, glaubt es mir. Das schlimmste ist aber der Chef, ein Inder, der mit seiner Frau durchgehend auf der Plantage arbeitet. Damit meine ich 15 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche - verrückt. Er beschuldigt uns zu unrecht, unsere Pausen zu lange zu ziehen, spricht nach 22 Jahren kaum ein Wort Englisch und wundert sich dann, wenn wir seine Anweisungen nicht verstehen. Außerdem ist es ihm unverständlich, wieso wir nicht den ganzen Tag volle Power bei der Arbeit bringen. Nach neuneinhalb Stunden konstantem Arme-hochstrecken in der Sonne kommt Müdigkeit? Nee, wieso auch. Laut dem Inder entsteht die immer im Kopf, wir sind also selbst schuld. Müssten wir auch noch bei ihnen wohnen, hätten sie sich definitiv als die strengsten Eltern der Welt qualifiziert.
Mann, sind wir froh, wenn diese sieben Tage endlich vorbei sind. Wenn ihr das nächste Mal eine Kiwi esst, verschwendet zwei Sekunden lang Gedanken daran, wie viel Arbeit hinter einer solchen Frucht steckt - das kann man sich echt nicht vorstellen, wenn man es nicht mitgemacht hat.




Montag, 24. Oktober 2011

Die Zeit auf der Farm ist vorbei - so interessant es auch war, es wurde Zeit, spätestens als Rob bei der obligatorischen zweiten Weltkriegsdiskussion plötzlich antisemitische Tendenzen offenbarte und sie mit hieb- und stichfesten Vorurteilen a la "Sie benutzen zu lange das Bad", "Kochen spät in der Nacht" und mein absoluter Favorit "sie klauen Toilettenpapier" untermauerte.

Demenstrprechend froh waren wir, endlich weiterreisen zu können. Als nächstes sollte es noch ein Stück weit nördlicher gehen, so weit wie möglich - nach Cape Reinga, Neuseelands nördlichsten Punkt. Dort fließen der Pazifik und die Tasmanische See zusammen und den Legenden der Maori zufolge starten dort die verstorbenen Seelen ihre Reise nach Hawaikii, dem Land der Vorfahren der Maori.

In Ermangelung eines Autos beschlossen wir, an einer Bustour teilzunehmen. Diese wurde von einem Deutsch-Polen-Kiwi-Maori geleitet, der eindeutig der Mensch mit der dreckigsten Lache auf der ganzen weiten Welt sein muss, und er setzte sie ziemlich häufig ein. Die Tour war ziemlich genial: Nordwärts fuhren wir am sogenannten Ninety Mile Beach entlang, der nicht wirklich 90 Meilen lang ist, sondern "nur" 65. Und ja, ich meine es wie ich es schreibe: wir fuhren direkt auf dem Strand, denn der ist ein offizieller Highway. Das war schon ein Erlebnis, doch es kam noch besser: Als wir das Ende erreicht hatten, ging es landeinwärts durch riesige Sanddünen. Die Straße bestand aus einem Flussbett, und das alles meisterte unser uralter Bus, aus dem konstant Sand aus der Lüftung auf mich herab rieselte, mit Bravour.

Die Sanddüne hochzuklettern war verdammt anstrengend, aber dafür war die Schlittenfahrt hinunter ziemlich aufregend und wurde mit Sand an den unmöglichsten Stellen belohnt.
Danach machten wir noch an einer recht einsamen Bucht halt, wo es Lunch gab. Der bestand aus abgepackten Süßkram, den Basti und ich uns vorsichtshalber als Vorrat in die Taschen steckten - der Busfahrer sah's, lachte dreckig und meinte fröhlich: "Backpacker! Fill your pockets!" Gesagt, getan.

Danach erreichten wir endlich das Cape. Der Ausblick war ziemlich spektakulär, wenn auch erwartungsgemäß viele Besucher anwesend waren. Aber die Blicke auf weite, einsame Sandstrände, grüne Hügel und türkisblaues Meer waren es schon wert.

Abends stand dann das lange erwartete Rugby-WM-Finale zwischen Frankreich und Neuseeland an. Zum Glück gewannen die All Blacks (=die neuseeländische Nationalmannschaft) das Spiel ganz knapp mit 8:7, denn sonst wäre die gesamnte Nation in ein Dauerdelirium und ernsthafte Depressionen gefallen, wie uns jeder Kiwi bestätigte. Und so ging eine WM im eigenen Land sehr erfolgreich zu Ende. Ich für meinen Teil werde die Spiele vermissen, denn die All Blacks sind ziemlich leicht zu mögen, genau wie Rugby an sich. Wie der Name schon sagt, treten sie in schwarzen Trikots aus (endlich eine Mannschaft mit Farbgeschmack) und vor jedem Spiel führen sie einen haka auf, das ist ein Kriegstanz der Maori und sehr eindrucksvoll. Rugby ist eißerdem eine Sportart, deren Regeln ich zwar immer noch nicht ganz durchschaue, aber dem Spiel zu folgen ist denkbar einfach: Den Ball nur nach hinten passen und ansonsten viel, viel Gekloppe. Und aus irgendeinem Grund sind die Trikots der Spieler so eng, dass wirklich nichts der Fantasie überlassen bleibt - grandios!

(An alle Rugbyspieler unter euch: Ja, ich weiß. Viel zu vereinfacht, Rugby ist ein kompliziertes taktisches Spiel und so weiter. Jaja. Blabla^^)

Am nächsten Tag wollten wir zurück nach Auckland. Weil uns der Bus zu teuer war, beschlossen wir mal die bevorzugte Reisemethode der Backpacker auszuprobieren: Trampen. so viele hatten uns schon erzählt, wie einfach das hier war und was für nette Leute man traf, und tatsächlich - wir standen keine zehn Minuten als ein supernetter Kiwi anhielt und uns gleich die halbe Strecke mitnahm. Dabei erzählte er aus seinem Leben und gab uns Reisetipps. Den Rest der Strecke nahmen uns zwei deutsche Au-Pair-Mädels mit. Hat also super funktioniert und war zudem ziemlich geldbeutelschonend.

Und zum Schluss nochmal eine Anekdote über die allgemeine NEttigkeit der Kiwis: Im Supermarkt weigert man sich beständig, uns Bier zu verkaufen, weil sie dazu immer den Pass sehen wollen und ihnen der Perso nicht reicht. Weil das Ding aber so unhandlich ist, vergessen wir ihn ständig, so auch an diesem Tag. Das Bier blieb also im Laden. Draußen sprachen uns dann die Jungs an, die vor uns in der Schlange gestanden hatten - sie hatten extra auf uns gewartet, obwohl wir noch ziemlich lange mit dem Einpacken gebraucht haben, nur um uns anzubieten, das Bier für uns zu kaufen...

Larissa: Na klar weiß ich noch wer du bist, hallo^^ Ich lann momentan leider nicht wirklich on kommen - wir haben einen Internet-Stick, aber der funktioniert nur sporadisch und meistens ist das NEtz nicht gut genug, um E-Mails zu checken. Vielleicht wird das besser, wenn wir südwärts gehen, ich kanns aber leider nicht sagen. Ansonsten kann ich nur online, wenn ich mich irgendwo ins W-Lan einloggen kann, und das passiert nicht sehr häufig, leider.

Und hier wieder ein paar Fotos:


Ein unglaublich kuschelig-wuscheliges Lamm


Die Farm


Cape Reinga


Ninety Mile Beach


Da fährt der Bus über den Strand



Blick auf einsame Buchten

Dienstag, 18. Oktober 2011

Von Schafen umgeben

Hidiho!

Ja, lange nicht gemeldet, einfacher Grund: Vodafone ist gemein. Da haben wir uns nämlich einen Internet-Stick gekauft, der angeblich überall da funktioniert, wo es Handyempfang gibt - ja, denkste!
Aber der Reihe nach.

Nachdem wir eine Woche in Auckland verbracht hatten, wurde uns das auf Dauer zu teuer - die örtlichen Hostelbetreiber nahmen nämlich die Rugby-WM, die hier gerade stattfinden, zum Anlass, die Preise kräftig anzuziehen. Mir gefällt die Stadt zwar nach wie vor, aber es gibt ja noch genug anderes zu sehen, also sind wir erst einmal Richtung Norden gefahren. Im Hostel haben wir zwei deutsche Mädchen kennen gelernt (Nein, nicht die viel geschimpfte Nervfraktion^^), die ebenfalls nach Norden wollten und uns in ihrem Auto mitgenommen haben. Ja, das Auto... Eine Geschichte für sich.

Es ist ein Van, in dem sie auch schlafen wollen. Leider lassen sich hinten nicht alle sitze umklappen, was die Sache etwas schwierig macht. Außerdem hat sich nach dem KAuf herausgestellt, dass es Öl verliert, und innen stinkt es beim Fahren dermaßen nach Benzin, dass wir es kaum ausgehalten haben. Aber die beiden wollten sich dadurch nicht entmutigen lassen - immerhin hatten sie dafür 3500 Dollar bezahlt. Basti und ich waren froh, dass es nicht unser Auto war - und, dass wir nicht allzu lange mitfahren mussten, denn haua, das Mädel hatte einen Fahrtsil drauf... Ich sah mich schon im nächsten Graben oder schlimmer, in der nächsten Schlucht, denn die Landschaft wurde kaum, dass wir aus Auckland draußen waren, extrem hügelig und die Straßen klein und kurvig.

Aber so sind wir immerhin relativ günstig an unser nächstes Ziel gekommen - Paihia. Klingt tropisch? Sieht auch nach Karibik aus. Weite Strände und davor unzählige Inseln, denn die Gegend heißt nicht umsonst Bay of Islands. Direkt hinter dem Strand ragen dann wieder Hügel aus dem Boden, in die die Neuseeländer ihre Häuser hineingebaut haben - wunderschön. Leider haben wir immer noch Pech mit dem Wetter, so dass wir das Meer noch nicht richtig genießen konnten - aber am einzigen Sonnentag haben wir uns natürlich direkt einen Sonnenbrand geholt.

Wir sind vermutlich jeden Wanderweg der Umgebung gegangen und haben den Ort gesucht, an dem Neuseelands Geschichte beginnt, zumindest aus Sicht der Weißen - die Waitangi Treaty Grounds, wo der Vertrag von Waitangi unterzeichnet wurde. Dieser hat praktisch den Grundstein der Geschichte der Besiedlung Neuseelands gelegt, denn durch ihn wurde das Land eine britische Kolonie - die Maoris traten ihren Anspruch auf Souveränität ab und wurden dafür britische Staatsbürger. Das Informatinszentrum dazu war in etwas so interessant, wie es sich anhört, aber es liegt wunderschön auf einer Klippe mit Aussicht über das Meer, also haben wir dort die Sonne genossen.
Auch spazieren gehen oder wandern oder wie man das nun nennen mag, ist total interessant, weil man sich am Wald einfach nicht sattsehen kann - denn er ist total anders als alles, was man aus Deutschland kennt. Dort wachsen riesige Farne und Palmen, selbst die Vögel zwitschern total abgefahren, es fühlt sich sehr fremdartig und gleichzeitig faszinierend an - paradiesisch eben - und man möchte stundenlang ins Dickicht starren.

Weil das Wetter nicht besser wurde, haben wir uns dazu entschlossen, für eine Woche auf eine Farm zu gehen und dort für Unterkunft und Essen zu arbeiten - wir wollen nämlich unbedingt noch an die nördlichste Stelle Neuseelands fahren, wo Tasmanische See und Pazifik zusammenfließen, aber da wäre besseres Wetter schon toll.
Und so sind wir bei Heather und Rob gelandet - am Ende der Welt, umgeben von Schafen.

Weil wir kein Auto haben und Heather sowieso in der Nähe von Paihia war, hat sie uns netterweise gleich mitgenommen - aber vorher mussten wir einen Nachmittag im Kawakawa Country Music Club überstehen, denn dorthin war sie nämlich unterwegs. Auch ein Erlebnis, kann ich nur sagen - da spielt eine Band, und jeder der will, kann singen.
Basti und ich haben das Durchschnittsalter drastisch gesenkt, sagen wir, um dreißig Jahre, dementsprechend schräg haben uns alle zunächst angesehen - aber, und das ist das tolle an den Kiwis: Viele kamen einfach vorbei, haben sich eine Weile zu uns gesetzt und sich mit uns unterhalten, mit einer Offenheit, die man in Deutschland (oder zumindest in Franken) so nicht kennt. Eine Freundin von Heather hat uns auch direkt zu sich eingeladen, einfach weil sie gern Besuch hat.
Doch so nett sie alle waren - nach den vier Stunden Countrygedudel war mein Gehirn nah dran, zu zermatschen.

Zum Glück ging es dann weiter auf die Farm. Und nun sitzen wir hier also in the middle of nowhere, umgeben von Schafen, Kühen und sieben Hunden. Mir gefällt es total gut, und bis jetzt ist die Arbeit auch nicht zu anstrengend. Außerdem muht, bellt und mäht es ständig um einen herum und wir werden eine Woche lang keinen Cent ausgeben, weil es hier gar keine Möglichkeit dazu gibt.


An die Kommune: Nee das Wetter ist immer noch genauso doof. Selbst die Kiwis bestätigen, dass der Frühling ungewöhnlich nass ist. Jaja, der Tanker. In die Bucht, wo er auf Grund gelaufen ist, wollten wir eigentlich als nächstes, denn da gibts momentan angeblich an meisten Arbeit, mal sehen was dan vom Wal noch da ist. Der hatte Glück, dass grad Rugby-WM ist und die Neuseeländer momentan an nichts anderes denken... Denn das ist die schlimmste neuseeländische Naturkatastrophe, zumindest laut Zeitung.
Hoffe, der Gang in den langen Gang war erfolgreich und NEIN, ich wollte es NICHT wissen, wie gut, dass du Gedanken lesen kannst! ... Hach... irgendwie fehlt mir die Dummschwätzerei ziemlich^^ Eine dicke Umarmung an euch alle!

Jule: Naja, solange sie wieder auf haben! BuWi also, bin gespannt obs dir gefällt! Dem Basti gehts wieder gut, obwohl er grad vielleicht n bisschen genervt ist, weil er im Regen Zäune bauen muss während ich drinnen die ganze Zeit nur am backen bin^^
Und jetzt kommen die Bilder:


Soviel Strand und so schlechtes Wetter...


Paihia


Auckland im Hintergrund


Die Emirate von oben (Irgendwie is die Reihenfolge beim Hochladen durcheinander gekommen)


Das momentane Wetter: Regen, Regen, Regen.


Solche Farne wachsen hier überall



Blick auf den Pazifik


Unser Hostel in Paihia - ja, hier wachsen Palmen

Mehr Bilder folgen!

Montag, 3. Oktober 2011

Begegnungen der dritten Art

Zunächst mal berichtige ich mich selbst: Auckland ist gar nicht die Hauptstadt von Neuseeland. Das ist Wellington - Auckland ist nur die mit den meisten Einwohnern. ich schiebe diese Verwechslung mal auf meine allgemeine Verwirrung vom Jetlag^^

Unsere Entdeckung von Aotearoa geht immer noch eher langsam voran, denn die letzten Tage waren verregnet und kalt, einfach wiederliches Im-Bett-bleiben-Wetter. Außerdem habe ich meine Erkältung an den Basti weitergereicht. Doch heute hat zur Abwechslung die Sonne geschienen, und wir sind gleich wieder auf Erkundungstour gegangen. Wir waren auch einem der unzähligen Vulkankegel, auf denen Auckland erbaut ist. Von dort hatte man eine grandiose Aussicht, das war der Wahnsinn. Um uns herum Stadt und türkisfarbenes Meer und in der Ferne eine Ahnung von Bergen und weitem, weitem Land.
Auckland steht übrigens auf insgesamt 48 Vulkanen und nicht alle davon sind erloschen. Allerdings sind es unterirdische Vulkane, also nicht der typische rauchende Berg - was genau, haben wir vorgestern im Auckland Museum gelernt, aber ich habs wieder vergessen. Hängen geblieben ist auf jeden Fall, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Magma hier einen Weg an die Oberfläche sucht, sehr gering ist, zumindest in den nächsten paar tausend Jahren - aber wenn es doch passieren sollte, dann vermutlich ziemlich schnell und ohne Vorwarnung. Nicht gerade beruhigend, aber die Aucklander scheint's nicht groß zu stören.

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Man trifft hier auf die lustigsten Gestalten. Auf unserem Stockwerk wohnt eine Japanerin, die so klein und zart gebaut ist, dass es uns bis heute ein Rätsel ist, wie sie ihren monströsen Koffer schleppen kann. Sie spricht nur schlecht Englisch, redet aber trotzdem ununterbrochen und erzählt einem mit Händen, Füßen und einem Gemisch aus Japanisch und Englisch, das sie mit ihrer Piepsstimme "Mix-Mix" nennt, die absurdesten Dinge.
Gestern übernachtete außerdem Gilles aus Frankreich in unserem Zimmer, der ebenfalls kaum Englisch sprach. Leider haben sich meine Französischkenntnisse verabschiedet, als ich mit Schwedisch angefangen habe, weswegen wir uns nicht wirklich unterhalten konnten. Das hat ihn aber nicht davon abgehalten, uns lange von seiner Reise zu erzählen, er ist nämlich von Wellington nach Auckland gewandert - zu Fuß. Lasst euch gesagt sein, dass das ein ganzes Stück ist.

Tja, und dann muss man natürlich die unzähligen Deutschen erwähnen, die man hier trifft. Ist ja an sich nichts schlimmes, aber es sind einfach zu viele - und leider fallen die meisten von ihnen in die Kategorie der "Frisch aus der Schule, Papa zahlt"-Mädels, bei denen ich mich immer frage, warum sie nicht einfach zuhause geblieben sind, denn das fremde Land kann es ihnen eh nicht recht machen. Man kann im Hostelklo nicht vom Boden essen? Igitt! In der Küche für 30 Leute riecht es nach Essen? Bäh! Draußen auf der Straße ist es die ganze Nacht laut? Kein Wunder in der Innenstadt, umgeben von Kneipen... Ich frage mich, wo da der gesunde Menschenverstand versteckt ist. Vermutlich hatte der noch keine Zeit, sich zu entwickeln.

Die meisten Menschen, die man hier trifft, egal aus welchem Land, sind offen und freundlich, aber die oben genannte Kategorie meint, sie hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen. Beispiel: Gilles, wohl müde vom Wandern, ging ziemlich früh zu Bett. Als Basti und ich auch schlafen wollten, kam gerade die Gruppe von vier deutschen kleinen Mädels an und besetzte das Zimmer. Obwohl da eine Person ganz offensichtlich im Bett lag und schlief, unterhielten sich die vier völlig ignorant ewig lange darüber, wer denn nun sein Handy zuerst laden durfte. Sie beeilten sich weder damit, das Licht auszumachen noch ins Bett zu gehen und hielten es auch nicht für nötig, zu flüstern.
Hätte ja sein können, dass der Franzose morgen früh rausmuss, wer weiß. Selbst wenn nicht, ist es ein Zeichen von Höflichkeit, das eigentlich selbstverständlich sein sollte. Als ich sie dann irgendwann darauf hinwies, waren sie natürlich beleidigt... Jaja.

Hm, eigentlich wollte ich nicht so viel motzen, aber es musste mal raus - und ja, ich weiß, dass ich noch nicht mal eine Woche im Land bin und vermutlich noch sehr viele Menschen dieser Art treffen werde... Ich brauche definitiv eine Geheimidentität. Perfekt wäre es, wenn Basti auch Schwedisch könnte, dann würden wir uns einfach immer in der Sprache unterhalten und niemand würde dahinterkommen, dass wir Deutsche sind, außer echte Schweden vielleicht, muahaha...

Bald werde ich euch übrigens auch Bilder zeigen, aber dazu muss ich sie erstmal auf den Laptop laden, und dazu feht mir gerade die Energie ;)

Jule: Wie, der Bierbrunnen hat zu? Der kann doch nicht am Schnitzeltag zumachen? Das geht doch nicht!! Oh mann, jetzt will ich n Schitzel...
Hast du eigentlich meine SMS bekommen? Mein Handy spackt nämlich und verschickt manche SMS einfach nicht...

Nick: Der "Kleelemaster", wie du so schön sagst, ist der erste Maat. Denn es kann nun mal nur einen Käptn geben :D

Annika: Sie kann den Internetkasten auch nicht benutzen. Also is es ja eigentlich egal, dass sie ihn nicht selbst einstellen kann^^

Samstag, 1. Oktober 2011

Drei Tage wach

Ja, wir leben noch und sind gut in Auckland angekommen, aber wow, es ist definitiv mit Arbeit verbunden, ans andere Ende der Welt zu reisen.

Zunächst lief alles ganz entspannt. Wir stiegen in unseren Flieger, eine Boeing 777-300 ein und freuten uns, zu zweit eine Dreierreihe am Fenster besetzen zu dürfen. Außerdem fand sich in jedem Vordersitz ein Bildschirm, so dass wir die meiste Zeit damit verbringen konnten, uns Serien rein zu ziehen. Selbst das Essen war für Flugzeugverhältnisse ziemlich gut. Aber da unser Flug um 22 Uhr startete, wurde man natürlich ziemlich bald sehr müde. Weil der Sitz zwischen uns frei war, konnten wir sogar ein bisschen vor uns hindösen, aber das machte einen natürlich nicht wirklich fit. Wir beschlossen, das am Flughafen nachzuholen, denn in Dubai hatten wir laut Plan vier Stunden Aufenthalt – dachten wir. Als der Pilot dann anfing, immer weitere Kreise zu ziehen statt zu landen, wurden wir misstrauisch – leider waren seine Durchsagen zum größten Teil unverständlich. Irgendwann reimten wir uns zusammen, dass in Dubai wohl ein Sandsturm wütete und wir deswegen in einer Stadt mitten in der Wüste landen würden.

Noch fand ich das super, denn wir waren schon ziemlich niedrig und der Pilot hielt es auch nicht für nötig, wieder zu steigen – unser Landeplatz Al-Ain war nicht mehr als eine halbe Stunde Flugzeit entfernt. So hatten wir die Gelegenheit, die Emirate von oben zu sehen. Das Land sieht aus wie ein riesiger Sandkasten, in die jemand sehr akkurat weiße Häuschen in geordneten parallel laufenden Straßen hinein gepflanzt hat. Erst von unten sieht man, wie hoch die Dünen eigentlich sind.
Aus irgendeinem Grund standen wir dann stundenlang in Al-Ain auf dem Flugplatz herum, es gab nichts zu essen und müde war man sowieso – aber weil alle dachten, es ginge jeden Moment wieder los, blieben wir wach.
Als wir dann endlich starten durften, war der Großteil der Anschlussflieger bereits weg, auch unserer.

Aber Emirates zeigte sich großzügig und spendierte allen eine Nacht im Hotel, samt Lunch, Dinner, Breakfast und Snacks zwischendurch. Wir waren begeistert – noch einmal richtig schlafen, duschen und essen soviel man wollte – und Essen und Hotelzimmer lagen vermutlich etwas außerhalb dem, was wir uns in Neuseeland leisten können. Dafür verpasst man dann fast gern seinen Flieger.
Am nächsten Morgen ging die Reise dann weiter. Leider waren unsere Plätze, die wir vorher online reserviert hatten, weg und der Flieger bis zum letzten Platz besetzt, so dass wir ohne Fenster eingepfercht in der Viererreihe in der Mitte saßen. An Schlaf war also nicht zu denken – aber es gab ja noch das Unterhaltungssystem, langweilig wurde und jedenfalls nicht.

Der Flieger machte dann noch eine Zwischenlandung in Brisbane, Australien kann man dann also auch abhaken. Und dann, nach insgesamt mehr als 25 Stunden Flug, landeten wir endlich in Auckland.
Leider wurde mir in der letzten Viertelstunde so schlecht, dass ich die Ankunft weder realisieren noch genießen konnte. Erst im Bus in die Stadt wurde mir so langsam klar, wo ich mich befand – am anderen Ende der Welt.

Viel gesehen haben wir davon leider noch nicht, aus diversen Gründen – ich kämpfe mit einer Grippe und der Jetlag ließ uns in den letzten Tagen mehr als 14 Stunden pro Nacht schlafen. Außerdem mussten wir erst einmal ein bisschen organisatorisches erledigen, also Steuernummer beantragen, Bankkonto eröffnen und solche Dinge. Dabei konnten wir feststellen, dass neuseeländische Postbeamte im Gegensatz zu ihren deutschen Pendants überaus witzige und entspannte Menschen sind, Käse in Neuseeland unter Delikatessen steht, weil er verboten teuer ist (dabei gibt’s doch so viele Schafe), und ich hiermit die Sparkasse verfluche, die mir eine Kreditkarte angedreht hat, die in Neuseeland an den meisten Orten nicht funktioniert.

Die Innenstadt von Auckland, wo unser Hostel liegt, haben wir dagegen bereits ausführlich erkundet. Obwohl die Hauptstadt, mögen die meisten Kiwis Auckland nicht besonders – dabei lebt hier ein Großteil der Bevölkerung Neuseelands. Momentan scheint aber alles von Rugbyfans aus der ganzen Welt überlaufen zu sein – es ist ja WM. Auch deutschen Backpackern, meistens kichernd und überaus jung, begegnet man überall. Ich selbst werde ständig als Deutsche identifiziert, ohne den Mund aufzumachen - als hätte ich einen großen, dicken Stempel auf der Stirn, der "Deutsch" sagt, sehr nervig. Ich überlege mir, eine zweite Identität zuzulegen, vielleicht als Schwedin? Immerhin würde ich einem kurzen Sprachtest noch standhalten^^
Die Stadt selbst ist eine komische Mischung aus Asien und Europa. Erinnert sich jemand an die Serie „The Tribe“? Genau so sieht es hier aus, nur ohne den ganzen Müll. Die Ampeln machen ein lustiges Raketengeräusch, wenn sie auf grün springen, und es wird die Zeit in Sekunden angezeigt, die einem bleibt, bis die Autos wieder losfahren. Sehr praktisch, interessiert aber keinen, weil jeder über die Straße geht, wie er mag. Was mir aber vor allem auffällt, ist diese riesige Freundlichkeit, mit der jeder hier einem begegnet - und damit meine ich nicht diese aufgesetzte Verkäuferfreundlichkeit, die man aus Deutschland kennt. Nein, hier scheinen einfach alle gut drauf zu sein, ob der Zollbeamte am Flughafen, die Frau an der Hostelrezeption oder der Bankbeamte. Wahnsinn.

Ich habe mittlerweile eine neuseeländische Handynummer, wer sie möchte, schreibt mir bitte eine Mail. Ich kann kostenlos SMS empfangen und diesen Monat auch kostenlos nach Deutschland schicken, dank eines komischen Tarifs – dabei kann Vodafone eigentlich nur draufzahlen, aber was solls. Auch aus dem Ausland angerufen werden ist kostenlos für mich, allerdings natürlich nicht für euch, aber falls irgendwas wäre... Denkt allerdings an die 12 Stunden Zeitunterschied ;)

Noch habe ich kein Internet, spiele aber mit dem Gedanken, mir einen dieser Internet-Sticks zuzulegen – die Hostels verlangen auch drei Dollar die Stunde, da lohnt sich das fast.

Also, ich lasse wieder von mir hören, wenn mehr passiert ist – macht's gut, oder wie man hier sagt: no worries.

Donnerstag, 21. Juli 2011

Es ist soweit...

...der Käptn setzt wieder Segel!

Am 27. September machen sich Basti und ich auf den langen Weg nach Neuseeland. Damit ihr trotzdem auf dem Laufenden bleibt, wird ab Oktober natürlich wieder gebloggt. Außerdem könnt ihr mich per Mail erreichen oder im Skype adden - und nein, ich werde mich auch diesmal nicht auf Facebook anmelden.

Würde mich dieses Mal über etwas mehr Beteiligung freuen, denn in Schweden habe ich mich ab und zu gefragt, ob außer den wenigen Kommentatoren überhaupt jemand mitliest - als ich dann wieder in Deutschland war, stellte sich heraus, dass eigentlich ziemlich viele mitgelesen haben und sich offensichtlich nur keiner getraut hat/keine Lust hatte/nicht wusste, wie man kommentiert.
Ihr könnt mir auch gern einfach ne Antwort mailen und dabei gleich erzählen, was ihr so erlebt habt. Ich schreib den Blog ja nicht, weil ich nicht mit euch reden will, sondern um zu vermeiden, dutzende Mails mit dem gleichen Inhalt an euch verschicken zu müssen.

Hier also nochmal meine Emailadresse: renegade 1 1 6 8 at yahoo.de -> einfach die Leerzeichen weglassen und das at mit dem üblichen Zeichen ersetzen. Wer will, kann sich dort auch meinen Skypenamen holen.

Meine Handynummer ist übrigens ab Oktober ungültig. Sobald ich eine neuseeländische Nummer habe, sage ich Bescheid.