Donnerstag, 30. September 2010

Schni-Schna-Schnappi!

Schwedisches Wort der Woche:

nykterist = jemand, der keinen Alkohol trinkt

Schönen guten Abend - weil es in meinem Zimmer so kalt ist, dass ich vor steifgefrorenen Fingern kaum tippen kann (die Heizung wird erst am 1. Oktober angestellt), beschränke ich mich dieses Mal darauf, euch viele Bilder zu zeigen, auf denen ich jede Menge Spaß habe.
Letztes Wochenende wurde ich auf eine Geburtstagsfeier eingeladen, von deren Motto "Geschlechtertausch" ich erst im allerletzten Moment erfuhr. Doch ein Bart ist ja schnell gemalt, und so schlüpfte ich in mein männliches ich namens "Lemmy" (ob es Zufall ist, dass genau in diesem Moment die iTunes-Zufallswiedergabe auf Motörhead umspringt...??) und machte mich auf den Weg nach Flogsta.
Das ist ein Studentenwohnheim mit eigenartigen Angewohnheiten. Zum einen ist es bekannt für seine ständigen Korridorparties, etwas das es in meinem Wohnheim gar nicht gibt - zum anderen stellen sich punkt zehn Uhr sämtliche Bewohner an ihre Fenster und schreien.
Ich habe das für einen Scherz gehalten, aber ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass es der Wahrheit entspricht. Es kann einem zwar niemand den Grund erklären, aber alle scheinen eine Menge Spaß dabei zu haben...





Einer der Schweden - oder sollte ich besser sagen Schwedin? - prahlte besonders gern mit seinen Deutschkenntnissen, die sich allerdings auf das laute Grölen von "Bundesland" beschränkten. Aus irgendeinem Grund trug er diese Unterwäsche (und zeigte sie dank Rock auch sehr häufig).
An diesem Abend habe ich einige wichtige Dinge über Land und Leute gelernt:
1. Mit einem Flachmann voller Jägermeister bist du der Held jeder schwedischen Party
2. Alle Schweden können aus irgendeinem Grund "Schnappi, das kleine Krokodil" mitsingen - und haben dabei jede Menge Spaß...

Als Kontrastprogramm und weil das Wetter so schön war (allerdings nichtsdestoweniger ziemlich kalt), bin ich dann dienstags wieder in mein Auto gestiegen, um die Gegend zu erkunden. Diesmal führte mich mein Weg nach Sigtuna, eine Stadt südlich von Uppsala und eine der ältesten Städte Schwedens.
Und hilfe - was war diese Stadt süß - ein Ort wie aus dem Bilderbuch oder einem kitschigen ZDF-Samstagabendfilm.
Wenn es einen Superlativ von putzig gibt, dann heißt er Sigtuna!
Ich bin also mit dämlich-verzücktem Grinsen durch die Straßen gewandert, vorbei am Hafen, der Fußgängerzone die ausnahmslos aus buntbemalten Holzhäusern besteht (sogar der ICA, also der allgegenwärtige Supermarkt befand sich anstatt der üblichen Betonbunker in einem Holzhaus), Runensteinen und alten Ruinen - traumhaft!




Bierdosen zeugen davon, dass die örtliche Dorfjugend in dieser alten Kirchenruine den wohl trvesten Saufplatz aller Zeiten hat





Aussicht von alten Tingshügel

Und hier noch diverse andere Bilder aus meinem Alltagsleben:

das Haus meiner Nation


da wohne ich


hier das Machtzentrum, von dem aus ich die Geschehnisse dirigiere^^


und so sieht das aus, wenn die Hälfte der Wäsche nicht in den Trockner darf, man aber keinen Wäscheständer hat.


So, ihr Lieben, das wars für heute, und so sitze ich weiterhin in mehrere Decken gewickelt vor dem Laptop und warte darauf, dass die Heizung endlich geht, während diverse andere Geschichten von der Heimatfront mir den Eindruck geben, ich würde notfalls auch kleine Kinder fressen... Ich bin von mir selbst überrascht.

Montag, 20. September 2010

Da kommt der Punsch!

Wie vermutlich schon jeder mitbekommen hat, habe ich hier oben ja extrem selten Uni. Aber wenn ich dann doch mal hinmuss, dann natürlich jedes Mal zu absolut gemeinen Zeiten. Diesen Freitag war ich doch tatsächlich gezwungen, morgens um sieben aufzustehen, um pünktlich um 8.15 auf der Matte zu stehen.

Um die maximale Menge Schlaf rauszuholen, suchte ich mir am Abend vorher die optimale Busverbindung mit dem geringstmöglichen Laufwaufwand - immerhin befinden sich mein Hirn sowie mein Bewegungsapparat vor 11 Uhr ausnahmslos im Kaffeepausenmodus.
Leider hatte ich nicht mit Murphy's Law gerechnet, denn natürlich fuhr der von mir auserkorene Anschlussbus in die völlig falsche Richtung.

Auf die Frage, was denn hier los sei, antwortete mir die Busfahrerin, dass meine Haltestelle und die gesamte Straße, in der sie sich befindet, bis Oktober gesperrt sei, weil Hollywood da einen Film dreht.
Leider wurde der Funke Sensationsneugier gleich im Keim erstickt, als sie mir verriet um welchen Film es da ging: vielleicht sagt einigen von euch die Millenium-Trilogie vom schwedischen Autor Stieg Larsson ja etwas, die in Deutschland etwas glücklos mit Verblendung, Verdammnis und Vergebung übersetzt wurde.

Die soll jetzt von Hollywood neu verfilmt werden, angeblich mit Daniel Craig in der Hauptrolle. Reicht es nicht schon, dass mir dieser Kerl James Bond für immer verdorben hat - muss es jetzt auch noch meine Lieblingskrimitrilogie sein?
Die schwedische Verfilmung ist zwar noch kein Jahr alt, durchwegs gelungen, war nicht nur im Norden erfolgreich und hat vor allem meiner Meinung nach bei der Besetzung vor allem von Lisbeth Salander die Faust ja sowas von aufs Auge getroffen, aber das scheint die Amis nicht zu interessieren, wieso auch - lässt sich ja Geld damit machen.
Da möchte man eigentlich nur noch brechen.

Nun, ich kam jedenfalls zu spät zum Kurs (die Struktur der schwedischen Sprache, kann mir mal jemand verraten wieso ich mir ausgerechnet einen Grammatikkurs ausgesucht habe?), saß dort meine Zeit ab und fuhr auch schon wieder nach Hause. Doch die nächste Aktion stand schon bevor: für den Abend stand das Reccegasque an.

Unter einem Gasque versteht man in Uppsala eine Art großes Abendessen, bei dem sich jeder schick anzieht, ein Dreigängemenü und dazu unglaublich viel Schnaps serviert wird.
Dieses hier war speziell für die neuen Studenten gedacht. Vorher hatte man uns immer wieder vom ominösen Dresscode erzählt, was zur Folge hatte, dass wir uns alle ziemlich viele Gedanken über unsere Klamotten machten. Dabei stellte es sich als besonders schwer heraus, ein Kleid zu finden, dass mindestens bis ans Knie reicht. Aus irgendeinem Grund hatte ich trotz völliger Unwissenheit sogar eins eingepackt, wobei ich mir aber trotzdem noch unsicher war, ob die Länge reichen würde.
Wie sich dann am Treffpunkt herausstellte, hätten wir uns diese Sorgen sparen können. Entweder hatten einige meiner Kommilitoninnen nur geringe Kenntnisse bezüglich der anatomischen Lage des Knies oder man musste diese ganze Geschichte einfach nicht so eng sehen.

Wir sammelten uns also vor dem Haus unserer Nation und zogen dann durch Uppsala Richtung Universitätshaus. Dabei lief und ein Fahnenträger voran, dem wir brav in Zweierreihen folgten. Unterwegs schlossen sich noch diverse andere Nations an, bis wir dann auf dem Vorplatz vor dem Universitätshaus mit sämtlichen Nationen aus Uppsala zusammentrafen. Spätestens als dort dann eine Punkerin mit Springerstiefeln und lila Iro neben mir in der Reihe stand, wusste ich, dass ich das mit dem Dresscode überbewertet hatte.

Doch ich hatte an diesem Abend die Chance gesehen, mal meine neuste Errungenschaft in Sachen Schuhwekr auszutesten. Weil dem realistisch denkenden Teil in mir klar war, dass ich unmöglich durch halb Uppsala auf 8cm-Absätzen laufen konnte, hatte ich in weiser Vorraussicht meine Chucks angezogen und die Schuhe in einer Tasche mitgenommen. Vor dem Universitätshaus sah ich meine Chance gekommen, wechselte sie und überragte plötzlich die meisten Anwesenden.
Als sich der Zug kurze Zeit später wieder in Bewegung setzte, musste ich leider feststellen, dass ich in diesen Schuhen gar nicht laufen konnte. Also gar nicht im Sinne von ich breche mir sonst sofort beide Knöchel.
und so war der kurze Ausflug in das Land des Stils auch schon wieder beendet - in meinen mehr als kaputten Chucks sah ich zwar nicht mehr ganz so stilvoll aus, fühlte mich aber gleich besser.

Nachdem uns der Unirektor begrüßt hatte, zog jede Nation wieder in ihr jeweiliges Haus zurück und das große Fressen begann. In den Nationen wird ja alles von Studenten für Studenten organisiert, so auch dieses Abendessen (was auf schwedisch lustigerweise middag heißt). Es gab trotzdem kein Kantinenessen, sondern ein richtig gutes Drei-Gänge-Menü. Dazu gab es Schnaps, Bier und Wein.

Das Essen wurde ständig unterbrochen, um ein Lied zu singen, eine Rede zu hören und sich danach beim Redner mit einem Lied zu bedanken und so weiter - und nach jedem Lied wurde einander zugeprostet. Das hatte zur Folge, dass ich schon nach der Vorspeise ziemlich angeheitert war, und ich bekam den ganzen Abend keine Chance, das wieder zu ändern. Wir haben uns sicher einmal quer durch das schwedische Schnapsliederrepertoire gesungen (und das ist quasi unendlich). Wie beim letzten Mal endete das Essen damit, dass alle auf den Stühlen tanzten, die Stimmung am Kochen war und eine schier endlose Afterparty folgte.

aus irgendeinem Grund saßen wir den haben Abend mit unseren Servietten auf dem Kopf da. Erst als wir fröhlich zu "Da kommt der Punsch" ansetzten, durften wir sie wild umherschwingen und wieder auf die herkömmliche Art und Weise benutzen


Leider machte sich irgendwann der übermäßig genossene Schnaps bemerkbar und bescherte mir eine unschöne Nacht und einen Samstag, den ich grötßenteils in der horizontalen im Bett verbrachte. Dabei hatte ich exakt die gleiche Menge intus wie sämtliche meiner Tischnachbarn... wie machen diese Schweden das nur?!

Weil mir nach diesem Wochenende der Sinn erstmal nach möglichst wenig Menschen stand, habe ich heute einen Nationalpark besucht. Dort war es wie erwartet unglaublich schön und einsam. Doch wie das Leben so spielt, wenn der Zufall regiert: ich stehe unschuldig am Parkplatz, der an einer einsamen Schotterstraße liegt und lese mir nichtsahnend die Informationstafel durch - was fährt mit überhöhter Geschwindigkeit an mir vorbei?

Das Google-StreetView-Auto, das mit der Kamera auf dem Dach sämtliche Straßen für das neueste Google-Programm filmt^^

Soviel denn zum Thema in der Wildnis...






Freitag, 10. September 2010



Ich werde euch nun eine kurze Beschreibung vom Land der Schweden geben... Dort gibt es Amazonen, Hundeköpfe, Zyklopen die nur ein Auge auf der Stirn haben...

Das habe ich aus dem Museum in Gamla Uppsala, es erklärt nett und anschaulich in welchem Volk ich mich gerade aufhalte^^
Nein, im Ernst, etwaige Amazonen kann man zwar durchaus beobachten, doch bis jetzt sind mir die meisten Schweden recht menschlich erschienen.

Gestern hatte ich die Gelegenheit, ein weiteres Stück schwedischer bzw uppsala-ischer (Himmel, wo ist die Grammatik) Kultur kennenzulernen: Meine Nation veranstaltete eine Einführung für alle Neumitglieder.

Weil ich da noch keine einzige Person kannte, setzte ich mich einfach neben die Person, die mich am nettesten anlächelte. Diese begann dann auch gleich eine Unterhaltung. Ich schaffte drei Sätze, bis ich das erste mal nach einem Wort suchen musste - also definitiv eine Steigerung-, woraufhin sie die Stirn runzelte und mich fragte, wo ich herkomme.
Die Antwort überraschte sie offenbar - sie hatte mich für eine Dänin gehalten.

Ich wusste nicht wirklich, was ich von dieser Aussage halten sollte - konnte ich es als Kompliment auffassen, da Dänisch ja immerhin eine skandinavische Sprache ist? Oder sollte ich anfangen zu weinen, weil Dänisch eigentlich nur aus Zunge verknoten besteht und niemand, nicht einmal viele Schweden, einen Dänen versteht? Ich bin noch unschlüssig.

In der Nation gab es jede Menge zu sehen, es scheint da auch jede Menge loszusein. Café, Disko, Pub, Bibliothek, Sportgruppen und noch einiges mehr - langweilig wird mir also trotz der vielen Freizeit sicher nicht so schnell.

Nach der Führung gab es ein traditionelles schwedisches "middag" - nicht verwirren lassen, so heißt das Abendessen. Es gab Erbensuppe, was besser geschmeckt hat als es klingt, aber das lag vielleicht daran, dass ich verdammt hungrig war.

Das Essen wurde immer wieder unterbrochen um zu singen. Für Uneingeweihte wie mich lag ein Buch mit Texten auf dem Tisch, aber die meisten Schweden konnten auch so mitsingen. Das hatte zur Folge, dass die Stimmung bald am Kochen war. Wer auch immer die Gerüchte in die Welt gesetzt hat, die Schweden seien kühl und zurückhaltend, hat sich wohl in einer einsamen Hütte im Wald aufgehalten und in all der Zeit nur den Postboten getroffen.

Zu Dauerbrennern wie "Mehr Branntwein im Glas", "Da kommt der Punsch", "Trink den jetzt, verdammt" oder Liedzeilen wie "Wenn dir das Grab zu tief vorkommt, dann trink einen, oder zwei oder drei, dann stirbst du zufriedener" wurde geschunkelt, gegrölt und zuletzt auf den Stühlen getanzt, dass sich jedes bayrische Bierzelt eine dicke Scheibe von abschneiden kann.

Heute morgen musste ich denn auch tatsächlich mal die Uni aufsuchen um eine Einführungsveranstaltung von meinem Distanzkurs zu erleben, der normalerweise über das Internet abgehalten wird.
So etwas bleibt aber eine Ausnahme, ich bin es auch schon gar nicht mehr gewohnt und war sehr froh, als mich der langhaarige Busfahrer, der sein Gefährt dankenswerterweise mit Iron Maiden beschallte, gegen Mittag wieder vor meiner Haustür ablieferte, wo ich sofort die verpasste Menge Schlaf nachholte.

Diese Unterbrechung bleibt denn auch das einzig negative, dass ich für diese Woche berichten kann, außer vielleicht ein beginnendes Prinzessin auf der Erbse-Syndrom und fiese Rückenschmerzen, verursacht von einer viel zu weichen Matratze - das heimische Bett ist dem Auslandsstudenten eben heilig.


Zum Abschluss ein bisschen Schwedischkunde - woran erinnert euch das?

Vi befann oss någonstands i närheten av Barstow just där öknen tog sig början när drogerna började ta. Jag minns att jag sa någonting i stil med "Jag känner mej lite yr i huvudet; kanske bäst att du kör..."
Och plötsligt hördes ett förfärligt dån omrking oss och himlen var full av vad som såg ut som jättestora fladdermöss...


Richtiiig... als ich im Buchhandel auf der Suche nach Kursliteratur bei meinem all-time-favourite auf schwedisch vorbeikam, konnte ich nicht anders, ich musste es einfach kaufen - Fear and Loathing auf schwedisch, das muss ein Erlebnis sein! Oder halt - es heißt hier ja Skräck och avsky i Las Vegas

In diesem Sinne, bis zum nähsten Mal - mir bleibt abschließend nur zu sagen:
"Jag har min advokaaaaaaaaat... hos mig!"

Dienstag, 7. September 2010

Illustrationen

Mal ein paar Fotos nicht nur, aber vor allem für die Eva ;)



Im Wald- und Seengebiet an unserer Ferienhütte



Unterwegs in Stockholm




AF Chapman in Stockholm




Der Hauptstadt schönster Ort




Heute war ich in Gamla Uppsala, also der "Altstadt" von Uppsala, wenn man so will. Dort steht die alte Kirche von Uppsala sowie ein paar Hügelgräber, unter denen je nach Auffassung entweder Frauen von Königen, alte Schwedenkönige selbst oder sogar diverse Götter begraben liegen sollen.
Weil die alte Kirche m 13. Jahrhundert abbrannte, wurde die Stadt aus praktischen Gründen gleich zu ihrem Hafen verlegt, der sich ungefähr 5 Kilometer weit weg da befindet, wo Uppsala heute auch liegt.



Montag, 6. September 2010

Unterwegs in mysteriöser Mission

Schwedisches Wort der Woche:

krawallpolis = Einsatzkommando der Polizei - passender gehts wohl kaum^^

In dieser Woche hätte ich das erste mal Uni gehabt - die Betonung liegt auf hätte, denn intelligenterweise habe ich meinen ersten Kurs direkt mal verpennt. Der ging nämlich um 8 Uhr los und ich habe allen Ernstes vergessen mir den Wecker zu stellen.
Ich habe hier generell so wenig zu tun, dass ich gar nicht weiß, was ich mit meiner Zeit alles anfangen soll, dabei belege ich vier Kurse und somit ein Vollzeitstudium. Davon ist einer allerdings ein Distanzkurs, den ich zuhause am Laptop erledigen kann, ich bin sehr gespannt, wie das wohl wird.

Auf einer Begrüßungsveranstaltung vom Institut für nordische Sprachen wurden wir sogar noch gewarnt, uns zuviel Arbeit aufzuhalsen - das kann mir eigentich nicht mehr passieren, nicht nach den letzten vier Semestern. Hach, ist das traumhaft hier!

Und ich habe mich für eine Nation entschieden und bin jetzt eine Östgöta. Zugegeben, diese Schafsache war verlockend, klang aber doch etwas einseitig.

So kam es also, dass ich am Freitag zum ersten Mal meine Nation besuchte.
Die ist recht aktiv und veranstaltet jedes Wochenende etwas, dass sich "Klubb" nennt.
Irgendein Witzbold hatte mir erzählt, dass dieses Mal eine Veranstaltung namens "Underground" an der Reihe war, bei der Rock und Indie gespielt werden sollten. Ich war da ja sogleich skeptisch, es wäre zumindest das erste mal gewesen, dass nicht Dance oder Elektropop auf der Tagesordnung gestanden wäre, machte mich aber trotzdem auf den Weg.

Am Gebäude der Nation angekommen - sehr imponierendes gelbes Ding mit weißen Säulen - erwarteten mich denn auch schon völlig enthemmte und laut grölende Schweden.

Es war zwar definitiv weder Indie noch Rock, was da aus den Boxen kam, aber die Schweden spackten darauf so dermaßen ab, dass ich allein am Zuschauen meine helle Freude hatte.

Nach einer Rum-Cola kamen dann auch mit einem Mal sämtliche vergessen geglaubte Schwedischkenntnisse zurück und ich war in der Lage, Gespräche zu führen, ohne peinlich minutenlang nach einem Wort zu suchen.

So konnte ich dann auch endlich ein großes Mysterium klären, das mich schon die ganze Woche beschäftigte - ständig laufen mir hier Gruppen von verkleideten und meist alkoholisierten Schweden über den Weg. Auch an diesem Abend war der Großteil der Anwesenden kostümiert.

Als ich also neben einem Studenten mit Rastamütze an der Bar anstand, sah ich meine Chance gekommen und fragte nach.

Die Erklärung sei ganz einfach, versicherte mir Rasta-Pete - die meisten Studiengänge hatten ebenfalls eine Einführungswoche, nur ungleich spannender und besser organisiert als unsere eigene. Dabei verkleiden sich alle zu einem bestimmmten Thema - die Krankenschwestern werden mal Krankenschwestern, die mit OP-Haube Mediziner und so weiter.

Klang logisch, was aber werden dann mal die Hippies? Sozialpädagogen?
Und die Rastafarians wohl Drogenfahnder...


Und so befinde ich mich nun nach dieser Enthüllung auf der Suche nach meinem nächsten Quest, zur Auswahl gäbe es schon einiges: Wie finde ich nach 17 Uhr einen Parkplatz, wieso regnet es nie, wenn ich meine Regenjacke anhabe, wie ignoriert man am besten diverse verstörende Vorstellungen, wie beschaffe ich mir meine Dosis Captain Morgan, wo der doch umgerechnet über 20 euro kostet, wie können die Studenten hier nur trotz so hoher Alkoholpreise ständig so voll sein...

Meine Damen und Herren, falls ich etwas in Erfahrung bringen sollte, werde ich es Ihnen sofort mitteilen!

Herzlichst,
Ihre KaosK^^