Montag, 24. Oktober 2011

Die Zeit auf der Farm ist vorbei - so interessant es auch war, es wurde Zeit, spätestens als Rob bei der obligatorischen zweiten Weltkriegsdiskussion plötzlich antisemitische Tendenzen offenbarte und sie mit hieb- und stichfesten Vorurteilen a la "Sie benutzen zu lange das Bad", "Kochen spät in der Nacht" und mein absoluter Favorit "sie klauen Toilettenpapier" untermauerte.

Demenstrprechend froh waren wir, endlich weiterreisen zu können. Als nächstes sollte es noch ein Stück weit nördlicher gehen, so weit wie möglich - nach Cape Reinga, Neuseelands nördlichsten Punkt. Dort fließen der Pazifik und die Tasmanische See zusammen und den Legenden der Maori zufolge starten dort die verstorbenen Seelen ihre Reise nach Hawaikii, dem Land der Vorfahren der Maori.

In Ermangelung eines Autos beschlossen wir, an einer Bustour teilzunehmen. Diese wurde von einem Deutsch-Polen-Kiwi-Maori geleitet, der eindeutig der Mensch mit der dreckigsten Lache auf der ganzen weiten Welt sein muss, und er setzte sie ziemlich häufig ein. Die Tour war ziemlich genial: Nordwärts fuhren wir am sogenannten Ninety Mile Beach entlang, der nicht wirklich 90 Meilen lang ist, sondern "nur" 65. Und ja, ich meine es wie ich es schreibe: wir fuhren direkt auf dem Strand, denn der ist ein offizieller Highway. Das war schon ein Erlebnis, doch es kam noch besser: Als wir das Ende erreicht hatten, ging es landeinwärts durch riesige Sanddünen. Die Straße bestand aus einem Flussbett, und das alles meisterte unser uralter Bus, aus dem konstant Sand aus der Lüftung auf mich herab rieselte, mit Bravour.

Die Sanddüne hochzuklettern war verdammt anstrengend, aber dafür war die Schlittenfahrt hinunter ziemlich aufregend und wurde mit Sand an den unmöglichsten Stellen belohnt.
Danach machten wir noch an einer recht einsamen Bucht halt, wo es Lunch gab. Der bestand aus abgepackten Süßkram, den Basti und ich uns vorsichtshalber als Vorrat in die Taschen steckten - der Busfahrer sah's, lachte dreckig und meinte fröhlich: "Backpacker! Fill your pockets!" Gesagt, getan.

Danach erreichten wir endlich das Cape. Der Ausblick war ziemlich spektakulär, wenn auch erwartungsgemäß viele Besucher anwesend waren. Aber die Blicke auf weite, einsame Sandstrände, grüne Hügel und türkisblaues Meer waren es schon wert.

Abends stand dann das lange erwartete Rugby-WM-Finale zwischen Frankreich und Neuseeland an. Zum Glück gewannen die All Blacks (=die neuseeländische Nationalmannschaft) das Spiel ganz knapp mit 8:7, denn sonst wäre die gesamnte Nation in ein Dauerdelirium und ernsthafte Depressionen gefallen, wie uns jeder Kiwi bestätigte. Und so ging eine WM im eigenen Land sehr erfolgreich zu Ende. Ich für meinen Teil werde die Spiele vermissen, denn die All Blacks sind ziemlich leicht zu mögen, genau wie Rugby an sich. Wie der Name schon sagt, treten sie in schwarzen Trikots aus (endlich eine Mannschaft mit Farbgeschmack) und vor jedem Spiel führen sie einen haka auf, das ist ein Kriegstanz der Maori und sehr eindrucksvoll. Rugby ist eißerdem eine Sportart, deren Regeln ich zwar immer noch nicht ganz durchschaue, aber dem Spiel zu folgen ist denkbar einfach: Den Ball nur nach hinten passen und ansonsten viel, viel Gekloppe. Und aus irgendeinem Grund sind die Trikots der Spieler so eng, dass wirklich nichts der Fantasie überlassen bleibt - grandios!

(An alle Rugbyspieler unter euch: Ja, ich weiß. Viel zu vereinfacht, Rugby ist ein kompliziertes taktisches Spiel und so weiter. Jaja. Blabla^^)

Am nächsten Tag wollten wir zurück nach Auckland. Weil uns der Bus zu teuer war, beschlossen wir mal die bevorzugte Reisemethode der Backpacker auszuprobieren: Trampen. so viele hatten uns schon erzählt, wie einfach das hier war und was für nette Leute man traf, und tatsächlich - wir standen keine zehn Minuten als ein supernetter Kiwi anhielt und uns gleich die halbe Strecke mitnahm. Dabei erzählte er aus seinem Leben und gab uns Reisetipps. Den Rest der Strecke nahmen uns zwei deutsche Au-Pair-Mädels mit. Hat also super funktioniert und war zudem ziemlich geldbeutelschonend.

Und zum Schluss nochmal eine Anekdote über die allgemeine NEttigkeit der Kiwis: Im Supermarkt weigert man sich beständig, uns Bier zu verkaufen, weil sie dazu immer den Pass sehen wollen und ihnen der Perso nicht reicht. Weil das Ding aber so unhandlich ist, vergessen wir ihn ständig, so auch an diesem Tag. Das Bier blieb also im Laden. Draußen sprachen uns dann die Jungs an, die vor uns in der Schlange gestanden hatten - sie hatten extra auf uns gewartet, obwohl wir noch ziemlich lange mit dem Einpacken gebraucht haben, nur um uns anzubieten, das Bier für uns zu kaufen...

Larissa: Na klar weiß ich noch wer du bist, hallo^^ Ich lann momentan leider nicht wirklich on kommen - wir haben einen Internet-Stick, aber der funktioniert nur sporadisch und meistens ist das NEtz nicht gut genug, um E-Mails zu checken. Vielleicht wird das besser, wenn wir südwärts gehen, ich kanns aber leider nicht sagen. Ansonsten kann ich nur online, wenn ich mich irgendwo ins W-Lan einloggen kann, und das passiert nicht sehr häufig, leider.

Und hier wieder ein paar Fotos:


Ein unglaublich kuschelig-wuscheliges Lamm


Die Farm


Cape Reinga


Ninety Mile Beach


Da fährt der Bus über den Strand



Blick auf einsame Buchten

Dienstag, 18. Oktober 2011

Von Schafen umgeben

Hidiho!

Ja, lange nicht gemeldet, einfacher Grund: Vodafone ist gemein. Da haben wir uns nämlich einen Internet-Stick gekauft, der angeblich überall da funktioniert, wo es Handyempfang gibt - ja, denkste!
Aber der Reihe nach.

Nachdem wir eine Woche in Auckland verbracht hatten, wurde uns das auf Dauer zu teuer - die örtlichen Hostelbetreiber nahmen nämlich die Rugby-WM, die hier gerade stattfinden, zum Anlass, die Preise kräftig anzuziehen. Mir gefällt die Stadt zwar nach wie vor, aber es gibt ja noch genug anderes zu sehen, also sind wir erst einmal Richtung Norden gefahren. Im Hostel haben wir zwei deutsche Mädchen kennen gelernt (Nein, nicht die viel geschimpfte Nervfraktion^^), die ebenfalls nach Norden wollten und uns in ihrem Auto mitgenommen haben. Ja, das Auto... Eine Geschichte für sich.

Es ist ein Van, in dem sie auch schlafen wollen. Leider lassen sich hinten nicht alle sitze umklappen, was die Sache etwas schwierig macht. Außerdem hat sich nach dem KAuf herausgestellt, dass es Öl verliert, und innen stinkt es beim Fahren dermaßen nach Benzin, dass wir es kaum ausgehalten haben. Aber die beiden wollten sich dadurch nicht entmutigen lassen - immerhin hatten sie dafür 3500 Dollar bezahlt. Basti und ich waren froh, dass es nicht unser Auto war - und, dass wir nicht allzu lange mitfahren mussten, denn haua, das Mädel hatte einen Fahrtsil drauf... Ich sah mich schon im nächsten Graben oder schlimmer, in der nächsten Schlucht, denn die Landschaft wurde kaum, dass wir aus Auckland draußen waren, extrem hügelig und die Straßen klein und kurvig.

Aber so sind wir immerhin relativ günstig an unser nächstes Ziel gekommen - Paihia. Klingt tropisch? Sieht auch nach Karibik aus. Weite Strände und davor unzählige Inseln, denn die Gegend heißt nicht umsonst Bay of Islands. Direkt hinter dem Strand ragen dann wieder Hügel aus dem Boden, in die die Neuseeländer ihre Häuser hineingebaut haben - wunderschön. Leider haben wir immer noch Pech mit dem Wetter, so dass wir das Meer noch nicht richtig genießen konnten - aber am einzigen Sonnentag haben wir uns natürlich direkt einen Sonnenbrand geholt.

Wir sind vermutlich jeden Wanderweg der Umgebung gegangen und haben den Ort gesucht, an dem Neuseelands Geschichte beginnt, zumindest aus Sicht der Weißen - die Waitangi Treaty Grounds, wo der Vertrag von Waitangi unterzeichnet wurde. Dieser hat praktisch den Grundstein der Geschichte der Besiedlung Neuseelands gelegt, denn durch ihn wurde das Land eine britische Kolonie - die Maoris traten ihren Anspruch auf Souveränität ab und wurden dafür britische Staatsbürger. Das Informatinszentrum dazu war in etwas so interessant, wie es sich anhört, aber es liegt wunderschön auf einer Klippe mit Aussicht über das Meer, also haben wir dort die Sonne genossen.
Auch spazieren gehen oder wandern oder wie man das nun nennen mag, ist total interessant, weil man sich am Wald einfach nicht sattsehen kann - denn er ist total anders als alles, was man aus Deutschland kennt. Dort wachsen riesige Farne und Palmen, selbst die Vögel zwitschern total abgefahren, es fühlt sich sehr fremdartig und gleichzeitig faszinierend an - paradiesisch eben - und man möchte stundenlang ins Dickicht starren.

Weil das Wetter nicht besser wurde, haben wir uns dazu entschlossen, für eine Woche auf eine Farm zu gehen und dort für Unterkunft und Essen zu arbeiten - wir wollen nämlich unbedingt noch an die nördlichste Stelle Neuseelands fahren, wo Tasmanische See und Pazifik zusammenfließen, aber da wäre besseres Wetter schon toll.
Und so sind wir bei Heather und Rob gelandet - am Ende der Welt, umgeben von Schafen.

Weil wir kein Auto haben und Heather sowieso in der Nähe von Paihia war, hat sie uns netterweise gleich mitgenommen - aber vorher mussten wir einen Nachmittag im Kawakawa Country Music Club überstehen, denn dorthin war sie nämlich unterwegs. Auch ein Erlebnis, kann ich nur sagen - da spielt eine Band, und jeder der will, kann singen.
Basti und ich haben das Durchschnittsalter drastisch gesenkt, sagen wir, um dreißig Jahre, dementsprechend schräg haben uns alle zunächst angesehen - aber, und das ist das tolle an den Kiwis: Viele kamen einfach vorbei, haben sich eine Weile zu uns gesetzt und sich mit uns unterhalten, mit einer Offenheit, die man in Deutschland (oder zumindest in Franken) so nicht kennt. Eine Freundin von Heather hat uns auch direkt zu sich eingeladen, einfach weil sie gern Besuch hat.
Doch so nett sie alle waren - nach den vier Stunden Countrygedudel war mein Gehirn nah dran, zu zermatschen.

Zum Glück ging es dann weiter auf die Farm. Und nun sitzen wir hier also in the middle of nowhere, umgeben von Schafen, Kühen und sieben Hunden. Mir gefällt es total gut, und bis jetzt ist die Arbeit auch nicht zu anstrengend. Außerdem muht, bellt und mäht es ständig um einen herum und wir werden eine Woche lang keinen Cent ausgeben, weil es hier gar keine Möglichkeit dazu gibt.


An die Kommune: Nee das Wetter ist immer noch genauso doof. Selbst die Kiwis bestätigen, dass der Frühling ungewöhnlich nass ist. Jaja, der Tanker. In die Bucht, wo er auf Grund gelaufen ist, wollten wir eigentlich als nächstes, denn da gibts momentan angeblich an meisten Arbeit, mal sehen was dan vom Wal noch da ist. Der hatte Glück, dass grad Rugby-WM ist und die Neuseeländer momentan an nichts anderes denken... Denn das ist die schlimmste neuseeländische Naturkatastrophe, zumindest laut Zeitung.
Hoffe, der Gang in den langen Gang war erfolgreich und NEIN, ich wollte es NICHT wissen, wie gut, dass du Gedanken lesen kannst! ... Hach... irgendwie fehlt mir die Dummschwätzerei ziemlich^^ Eine dicke Umarmung an euch alle!

Jule: Naja, solange sie wieder auf haben! BuWi also, bin gespannt obs dir gefällt! Dem Basti gehts wieder gut, obwohl er grad vielleicht n bisschen genervt ist, weil er im Regen Zäune bauen muss während ich drinnen die ganze Zeit nur am backen bin^^
Und jetzt kommen die Bilder:


Soviel Strand und so schlechtes Wetter...


Paihia


Auckland im Hintergrund


Die Emirate von oben (Irgendwie is die Reihenfolge beim Hochladen durcheinander gekommen)


Das momentane Wetter: Regen, Regen, Regen.


Solche Farne wachsen hier überall



Blick auf den Pazifik


Unser Hostel in Paihia - ja, hier wachsen Palmen

Mehr Bilder folgen!

Montag, 3. Oktober 2011

Begegnungen der dritten Art

Zunächst mal berichtige ich mich selbst: Auckland ist gar nicht die Hauptstadt von Neuseeland. Das ist Wellington - Auckland ist nur die mit den meisten Einwohnern. ich schiebe diese Verwechslung mal auf meine allgemeine Verwirrung vom Jetlag^^

Unsere Entdeckung von Aotearoa geht immer noch eher langsam voran, denn die letzten Tage waren verregnet und kalt, einfach wiederliches Im-Bett-bleiben-Wetter. Außerdem habe ich meine Erkältung an den Basti weitergereicht. Doch heute hat zur Abwechslung die Sonne geschienen, und wir sind gleich wieder auf Erkundungstour gegangen. Wir waren auch einem der unzähligen Vulkankegel, auf denen Auckland erbaut ist. Von dort hatte man eine grandiose Aussicht, das war der Wahnsinn. Um uns herum Stadt und türkisfarbenes Meer und in der Ferne eine Ahnung von Bergen und weitem, weitem Land.
Auckland steht übrigens auf insgesamt 48 Vulkanen und nicht alle davon sind erloschen. Allerdings sind es unterirdische Vulkane, also nicht der typische rauchende Berg - was genau, haben wir vorgestern im Auckland Museum gelernt, aber ich habs wieder vergessen. Hängen geblieben ist auf jeden Fall, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Magma hier einen Weg an die Oberfläche sucht, sehr gering ist, zumindest in den nächsten paar tausend Jahren - aber wenn es doch passieren sollte, dann vermutlich ziemlich schnell und ohne Vorwarnung. Nicht gerade beruhigend, aber die Aucklander scheint's nicht groß zu stören.

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Man trifft hier auf die lustigsten Gestalten. Auf unserem Stockwerk wohnt eine Japanerin, die so klein und zart gebaut ist, dass es uns bis heute ein Rätsel ist, wie sie ihren monströsen Koffer schleppen kann. Sie spricht nur schlecht Englisch, redet aber trotzdem ununterbrochen und erzählt einem mit Händen, Füßen und einem Gemisch aus Japanisch und Englisch, das sie mit ihrer Piepsstimme "Mix-Mix" nennt, die absurdesten Dinge.
Gestern übernachtete außerdem Gilles aus Frankreich in unserem Zimmer, der ebenfalls kaum Englisch sprach. Leider haben sich meine Französischkenntnisse verabschiedet, als ich mit Schwedisch angefangen habe, weswegen wir uns nicht wirklich unterhalten konnten. Das hat ihn aber nicht davon abgehalten, uns lange von seiner Reise zu erzählen, er ist nämlich von Wellington nach Auckland gewandert - zu Fuß. Lasst euch gesagt sein, dass das ein ganzes Stück ist.

Tja, und dann muss man natürlich die unzähligen Deutschen erwähnen, die man hier trifft. Ist ja an sich nichts schlimmes, aber es sind einfach zu viele - und leider fallen die meisten von ihnen in die Kategorie der "Frisch aus der Schule, Papa zahlt"-Mädels, bei denen ich mich immer frage, warum sie nicht einfach zuhause geblieben sind, denn das fremde Land kann es ihnen eh nicht recht machen. Man kann im Hostelklo nicht vom Boden essen? Igitt! In der Küche für 30 Leute riecht es nach Essen? Bäh! Draußen auf der Straße ist es die ganze Nacht laut? Kein Wunder in der Innenstadt, umgeben von Kneipen... Ich frage mich, wo da der gesunde Menschenverstand versteckt ist. Vermutlich hatte der noch keine Zeit, sich zu entwickeln.

Die meisten Menschen, die man hier trifft, egal aus welchem Land, sind offen und freundlich, aber die oben genannte Kategorie meint, sie hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen. Beispiel: Gilles, wohl müde vom Wandern, ging ziemlich früh zu Bett. Als Basti und ich auch schlafen wollten, kam gerade die Gruppe von vier deutschen kleinen Mädels an und besetzte das Zimmer. Obwohl da eine Person ganz offensichtlich im Bett lag und schlief, unterhielten sich die vier völlig ignorant ewig lange darüber, wer denn nun sein Handy zuerst laden durfte. Sie beeilten sich weder damit, das Licht auszumachen noch ins Bett zu gehen und hielten es auch nicht für nötig, zu flüstern.
Hätte ja sein können, dass der Franzose morgen früh rausmuss, wer weiß. Selbst wenn nicht, ist es ein Zeichen von Höflichkeit, das eigentlich selbstverständlich sein sollte. Als ich sie dann irgendwann darauf hinwies, waren sie natürlich beleidigt... Jaja.

Hm, eigentlich wollte ich nicht so viel motzen, aber es musste mal raus - und ja, ich weiß, dass ich noch nicht mal eine Woche im Land bin und vermutlich noch sehr viele Menschen dieser Art treffen werde... Ich brauche definitiv eine Geheimidentität. Perfekt wäre es, wenn Basti auch Schwedisch könnte, dann würden wir uns einfach immer in der Sprache unterhalten und niemand würde dahinterkommen, dass wir Deutsche sind, außer echte Schweden vielleicht, muahaha...

Bald werde ich euch übrigens auch Bilder zeigen, aber dazu muss ich sie erstmal auf den Laptop laden, und dazu feht mir gerade die Energie ;)

Jule: Wie, der Bierbrunnen hat zu? Der kann doch nicht am Schnitzeltag zumachen? Das geht doch nicht!! Oh mann, jetzt will ich n Schitzel...
Hast du eigentlich meine SMS bekommen? Mein Handy spackt nämlich und verschickt manche SMS einfach nicht...

Nick: Der "Kleelemaster", wie du so schön sagst, ist der erste Maat. Denn es kann nun mal nur einen Käptn geben :D

Annika: Sie kann den Internetkasten auch nicht benutzen. Also is es ja eigentlich egal, dass sie ihn nicht selbst einstellen kann^^

Samstag, 1. Oktober 2011

Drei Tage wach

Ja, wir leben noch und sind gut in Auckland angekommen, aber wow, es ist definitiv mit Arbeit verbunden, ans andere Ende der Welt zu reisen.

Zunächst lief alles ganz entspannt. Wir stiegen in unseren Flieger, eine Boeing 777-300 ein und freuten uns, zu zweit eine Dreierreihe am Fenster besetzen zu dürfen. Außerdem fand sich in jedem Vordersitz ein Bildschirm, so dass wir die meiste Zeit damit verbringen konnten, uns Serien rein zu ziehen. Selbst das Essen war für Flugzeugverhältnisse ziemlich gut. Aber da unser Flug um 22 Uhr startete, wurde man natürlich ziemlich bald sehr müde. Weil der Sitz zwischen uns frei war, konnten wir sogar ein bisschen vor uns hindösen, aber das machte einen natürlich nicht wirklich fit. Wir beschlossen, das am Flughafen nachzuholen, denn in Dubai hatten wir laut Plan vier Stunden Aufenthalt – dachten wir. Als der Pilot dann anfing, immer weitere Kreise zu ziehen statt zu landen, wurden wir misstrauisch – leider waren seine Durchsagen zum größten Teil unverständlich. Irgendwann reimten wir uns zusammen, dass in Dubai wohl ein Sandsturm wütete und wir deswegen in einer Stadt mitten in der Wüste landen würden.

Noch fand ich das super, denn wir waren schon ziemlich niedrig und der Pilot hielt es auch nicht für nötig, wieder zu steigen – unser Landeplatz Al-Ain war nicht mehr als eine halbe Stunde Flugzeit entfernt. So hatten wir die Gelegenheit, die Emirate von oben zu sehen. Das Land sieht aus wie ein riesiger Sandkasten, in die jemand sehr akkurat weiße Häuschen in geordneten parallel laufenden Straßen hinein gepflanzt hat. Erst von unten sieht man, wie hoch die Dünen eigentlich sind.
Aus irgendeinem Grund standen wir dann stundenlang in Al-Ain auf dem Flugplatz herum, es gab nichts zu essen und müde war man sowieso – aber weil alle dachten, es ginge jeden Moment wieder los, blieben wir wach.
Als wir dann endlich starten durften, war der Großteil der Anschlussflieger bereits weg, auch unserer.

Aber Emirates zeigte sich großzügig und spendierte allen eine Nacht im Hotel, samt Lunch, Dinner, Breakfast und Snacks zwischendurch. Wir waren begeistert – noch einmal richtig schlafen, duschen und essen soviel man wollte – und Essen und Hotelzimmer lagen vermutlich etwas außerhalb dem, was wir uns in Neuseeland leisten können. Dafür verpasst man dann fast gern seinen Flieger.
Am nächsten Morgen ging die Reise dann weiter. Leider waren unsere Plätze, die wir vorher online reserviert hatten, weg und der Flieger bis zum letzten Platz besetzt, so dass wir ohne Fenster eingepfercht in der Viererreihe in der Mitte saßen. An Schlaf war also nicht zu denken – aber es gab ja noch das Unterhaltungssystem, langweilig wurde und jedenfalls nicht.

Der Flieger machte dann noch eine Zwischenlandung in Brisbane, Australien kann man dann also auch abhaken. Und dann, nach insgesamt mehr als 25 Stunden Flug, landeten wir endlich in Auckland.
Leider wurde mir in der letzten Viertelstunde so schlecht, dass ich die Ankunft weder realisieren noch genießen konnte. Erst im Bus in die Stadt wurde mir so langsam klar, wo ich mich befand – am anderen Ende der Welt.

Viel gesehen haben wir davon leider noch nicht, aus diversen Gründen – ich kämpfe mit einer Grippe und der Jetlag ließ uns in den letzten Tagen mehr als 14 Stunden pro Nacht schlafen. Außerdem mussten wir erst einmal ein bisschen organisatorisches erledigen, also Steuernummer beantragen, Bankkonto eröffnen und solche Dinge. Dabei konnten wir feststellen, dass neuseeländische Postbeamte im Gegensatz zu ihren deutschen Pendants überaus witzige und entspannte Menschen sind, Käse in Neuseeland unter Delikatessen steht, weil er verboten teuer ist (dabei gibt’s doch so viele Schafe), und ich hiermit die Sparkasse verfluche, die mir eine Kreditkarte angedreht hat, die in Neuseeland an den meisten Orten nicht funktioniert.

Die Innenstadt von Auckland, wo unser Hostel liegt, haben wir dagegen bereits ausführlich erkundet. Obwohl die Hauptstadt, mögen die meisten Kiwis Auckland nicht besonders – dabei lebt hier ein Großteil der Bevölkerung Neuseelands. Momentan scheint aber alles von Rugbyfans aus der ganzen Welt überlaufen zu sein – es ist ja WM. Auch deutschen Backpackern, meistens kichernd und überaus jung, begegnet man überall. Ich selbst werde ständig als Deutsche identifiziert, ohne den Mund aufzumachen - als hätte ich einen großen, dicken Stempel auf der Stirn, der "Deutsch" sagt, sehr nervig. Ich überlege mir, eine zweite Identität zuzulegen, vielleicht als Schwedin? Immerhin würde ich einem kurzen Sprachtest noch standhalten^^
Die Stadt selbst ist eine komische Mischung aus Asien und Europa. Erinnert sich jemand an die Serie „The Tribe“? Genau so sieht es hier aus, nur ohne den ganzen Müll. Die Ampeln machen ein lustiges Raketengeräusch, wenn sie auf grün springen, und es wird die Zeit in Sekunden angezeigt, die einem bleibt, bis die Autos wieder losfahren. Sehr praktisch, interessiert aber keinen, weil jeder über die Straße geht, wie er mag. Was mir aber vor allem auffällt, ist diese riesige Freundlichkeit, mit der jeder hier einem begegnet - und damit meine ich nicht diese aufgesetzte Verkäuferfreundlichkeit, die man aus Deutschland kennt. Nein, hier scheinen einfach alle gut drauf zu sein, ob der Zollbeamte am Flughafen, die Frau an der Hostelrezeption oder der Bankbeamte. Wahnsinn.

Ich habe mittlerweile eine neuseeländische Handynummer, wer sie möchte, schreibt mir bitte eine Mail. Ich kann kostenlos SMS empfangen und diesen Monat auch kostenlos nach Deutschland schicken, dank eines komischen Tarifs – dabei kann Vodafone eigentlich nur draufzahlen, aber was solls. Auch aus dem Ausland angerufen werden ist kostenlos für mich, allerdings natürlich nicht für euch, aber falls irgendwas wäre... Denkt allerdings an die 12 Stunden Zeitunterschied ;)

Noch habe ich kein Internet, spiele aber mit dem Gedanken, mir einen dieser Internet-Sticks zuzulegen – die Hostels verlangen auch drei Dollar die Stunde, da lohnt sich das fast.

Also, ich lasse wieder von mir hören, wenn mehr passiert ist – macht's gut, oder wie man hier sagt: no worries.