Montag, 6. Dezember 2010
Im Norden nichts neues
Joa, zu berichten gibt es eigentlich nicht besonders viel - es sei denn man interessiert sich für die Beschaffenheit von Schnee und Dunkelheit.
Ich wache jeden morgen in einer Art Wintermärchenwunderland auf, voller verschneiter Bäume, Häuser und Straßen. Jeden Tag schneit es ein bisschen mehr, jeden Tag wird es noch ein bisschen weißer. Die Temperaturen kletterten schon auf bis zu -20 Grad, doch während wir momentan wieder bei tropischen -1 Grad schwitzen, schaut die Sonne meistens gar nicht vorbei, und wenn doch, verabschiedet sie sich spätestens gegen 14 Uhr wieder und weicht einer langsamen Dämmerung. Um 15 Uhr ist es nacht.
Ob ich den Winter deshalb schon satt habe?
Sicherlich nicht - nachdem ich nun endlich herausgefunden habe, wie viele Schichten Klamotten es braucht, um auch bei -20° nicht zu frieren! Der schwedische Winter hat seinen ganz eigenen Charme. Die orangenen Straßenlaternen und das Licht, welches durch die Fenster nach draußen fällt, werden vom Schnee reflektiert und ergeben einen unwirklichen Schein, der sich über die Stadt legt und beinahe etwas gemütliches ausstrahlt. Es ist nicht so finster, wie man denken mag, im Gegenteil wirkt es eher so, als würde alles um einen herum leuchten.
Ob es nun -5 oder -15° hat, macht nicht mehr wirklich einen Unterschied, und man weiß wenigstens, was man zu erwarten hat (auch wenn die schwedische Bahn jedes Jahr aufs Neue vom Winter überrascht wird).
Richtig spannend wird es allerdings, wenn man bei einer zweistelligen Minuszahl versucht, das Auto anzulassen - nachdem man circa dreißig Minuten damit vebracht hat, es aus dem Schnee zu graben...
Auch universitätstechnisch gibt es einen Erfolg zu vermelden: Nachdem ich in Erlangen vier Semester meines Lebens damit verschwendet habe, mehr oder weniger sinnlos arabische Grammatik in mich hineinzuprügeln ohne jemals auch nur die einfachsten Grundlagen mündlichen Sprachgebrauchs zu lernen (dafür aber Wörter wie das Verb für eines gewaltsamen Todes sterben, Sozialökonomie oder Genossenschaft), hatte ich die Hoffnung ja schon aufgegeben.
Doch um meine Studienordnung abzuarbeiten, fehlte mir ein Dialektkurs, welchen ich hier in Uppsala momentan belege. Und, oh Wunder, der Dozent hat in knapp zwei Wochen das vollbracht, woran Erlangen in zwei Jahren gescheitert ist - mir mündlichen arabischen Grundwortschatz beizubringen, der mich befähigt, einen arabischen Gesprächspartner tatsächlich zu verstehen - oder selbst in der Lage zu sein, mündlich Sätze zu bilden. Ich bin selbst immer noch leicht verwundert darüber, dass das so einfach sein kann.
Der Dozent ist übrigens blind...
Eine letzte kuriose Nachricht habe ich noch zu vermelden: Nachdem ich mit knapp dreimonatiger Verspätung endlich mein Bafög bekommen hatte, habe ich brav den Bescheid an die GEZ geschickt, damit diese mich wie die Jahre zuvor auch von den Gebühren befreien können - mit dem Resultat, dass sie jetzt meinen Schwerbehindertenausweis sehen wollen.
Keine weiteren Kommentare...
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
2 Kommentare:
Kein Problem, hier Dein Ausweis:
KaosK Ausweis
xD
Vielen Dank, ich reiche es mal an die GEZ weiter. Ob mir der Ausweis auch beim Parken hilft...? Da eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten^^
Kommentar veröffentlichen