Und wieder ein fröhliches Hallo vom Ende der Welt!
Nach einem kurzen Zwischenstopp in Auckland war unser nächstes Ziel die Coromandel-Halbinsel. Die liegt südöstlich von Auckland, ein Bus sollte uns dorthin bringen - dachten wir. Der Bus stellte sich als Fähre heraus, was die Fahrt zu einem ziemlich genialen Erlebnis machte. Das Boot schipperte durch das türkisblaue Meer, vorbei an grünen Inseln, über denen die Wolken festzuhängen schienen. Da wird plötzlich verständlich, warum die Maori das Land bei ihrer Ankunft Aotearoa nannten - Land der großen weißen Wolke.
Wir blieben zunächst zwei Tage in Coromandel Town und fuhren dann weiter an die Ostküste. Der Ort, in dem wir übernachteten, hieß Hahei und stellt das bisher schönste Ende der Welt dar, das mir begegnet ist. Die Küste dort besteht aus Kreidefelsen, in die das Meer eine spektakuläre Landschaft geformt hat. Von Hahei aus ging ein Wanderweg an der Küste entlang zur berühmten Cathedral Cove, einer Bucht, die nicht zuletzt dadurch berühmt geworden ist, dass der letzte Narnia-Film dort gedreht wurde. Die Landschaft dort ist aber auch so jede Wanderung wert - am liebsten würde ich euch einfach meine Erinnerung daran schicken, denn kein Bild schafft es, die Farben so wieder zu geben, wie ich sie gesehen habe (zumindest nicht, wenn man Photoshop ausser acht lässt). Ich versuche es trotzdem mal:
In echt war das Meer viel blauer...
Am nächsten Tag wollten wir den nicht weniger bekannten Hot Water Beach besuchen. Der liegt 8 km von unserem Hosteö entfernt, aber wir gaben uns sportlich und liehen uns Fahrräder. Wenn man bedenkt, dass ich Sport nicht mag und Berge noch weniger, zumindest wenn ich sie hochfahren muss, war das vielleicht die falsche Entscheidung... Wir sind aber doch irgendwann am Ziel angekommen, wenn ich auch sehr viel schieben musste. Neuseeland ist echt nichts für Leute, die keine Berge mögen.
Der Hot Water Beach ist dafür bekannt, dass bei Ebbe heißes Wasser aus dem Boden kommt, wenn man ein Loch in den Sand buddelt. Das haben wir dann auch ausprobiert - mit verbrannten Füßen als Ergebnis.
Wir stehen also so am Strand, buddeln gerade fröhlich mit dem Spaten ein Loch, denken noch aua! Das ist heißer als gedacht, als plötzlich...
... als da plötzlich der Doppelgänger vom Helmut auftauchte. Die Ähnlichkeit war verblüffend, sogar die Brille stimmte - allerdings war der Doppelgänger ein bisschen schmaler gebaut, aber das Gesicht, sogar das Grinsen war eindeutig Helmut. Also, Helmut, wir freuen uns ja, dass du dir ein bisschen Urlaub nehmen konntest, aber sag doch das nächste mal Bescheid, wenn du in der Gegend bist^^
Doch so schön es dort auch war, die Reise ging weiter. Unser nächster Halt war Tauranga, eine Stadt, die auf mehreren Landzungen erbaut wurde. Eine davon endet in einem riesigen Berg, vermutlich ein erloschener Vulkan (jedenfalls nach meiner Einschätzung als Hobby-vulkanologe - außerdem ist hier alles irgendwie ein erloschener Vulkan. Oder auch ein aktiver) und bildet einen riesigen natürlichen Hafen. Den können wir von unserem Hostelzimmerfenster aus beobachten. Tauranga wurde in letzter Zeit weltweit bekannt, weil hier der Frachter Rena auf Grund gelaufen ist und die umliegenden Strände mit Öl verseucht hat. Die Leute hier sind immer noch am sauber machen.
Hier begaben wir uns auf Arbeitssuche. Basti landete zunächst bei einem Landschaftsgärtner, doch dann bekamen wir das Angebot, für sieben Tage auf einer Kiwiplantage zu arbeiten. Der Chef dort schien ziemlich arbeitswütig zu sein, denn er ignorierte Wochenenden und erwartete neuneinhalb Stunden Einsatz von seinen Arbeitern. Allerdings würden wir dafür in diesen sieben Tagen auch siebenhundert Dollar verdienen.
Das klang gut, also sagten wir zu. Und, naja, seitdem schuften wir also auf der Plantage. Die Arbeit an sich ist hart, aber machbar, wenn sie auch abwechselnd diverse Körperteile absterben lässt - vor allem Füße, Schultern, Nacken und Arme. Basti zerdrückt Blüten und ich knipse überzählige Früchte ab. Klingt leichter, als es ist, glaubt es mir. Das schlimmste ist aber der Chef, ein Inder, der mit seiner Frau durchgehend auf der Plantage arbeitet. Damit meine ich 15 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche - verrückt. Er beschuldigt uns zu unrecht, unsere Pausen zu lange zu ziehen, spricht nach 22 Jahren kaum ein Wort Englisch und wundert sich dann, wenn wir seine Anweisungen nicht verstehen. Außerdem ist es ihm unverständlich, wieso wir nicht den ganzen Tag volle Power bei der Arbeit bringen. Nach neuneinhalb Stunden konstantem Arme-hochstrecken in der Sonne kommt Müdigkeit? Nee, wieso auch. Laut dem Inder entsteht die immer im Kopf, wir sind also selbst schuld. Müssten wir auch noch bei ihnen wohnen, hätten sie sich definitiv als die strengsten Eltern der Welt qualifiziert.
Mann, sind wir froh, wenn diese sieben Tage endlich vorbei sind. Wenn ihr das nächste Mal eine Kiwi esst, verschwendet zwei Sekunden lang Gedanken daran, wie viel Arbeit hinter einer solchen Frucht steckt - das kann man sich echt nicht vorstellen, wenn man es nicht mitgemacht hat.
2 Kommentare:
wieso werden die kiwis eigentlich im Frühling geernet?
Mein Doppelgänger soll sich mal bei mir melden: Hier ist es viel zu kalt, ich will wieder zurück tauschen.
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